"Jeder bekommt seine Kindheit über den Kopf gestülpt wie einen Eimer“, schrieb Heimito von Doderer in „Ein Mord, den jeder begeht“. Mit diesem Zitat erklärt das klagenfurter ensemble (ke) den Kern eines ganz besonderen Josef-Winkler-Abends: Für das Stück „Winkler Worst Case“ haben Oliver Vollmann und Nadine Zeintl aus dem Werk des Büchner-Preisträgers Passagen über dessen Kindheit zusammengetragen. „Wir nehmen aus den Büchern heraus, was uns entgegenkommt. Das Menschliche. Warum Winkler so schreibt, wie er schreibt“, erzählen die beiden Schauspieler. Denn: „Egal, wo er hingeht, ob nach Indien oder Mexiko, er ist immer in Kamering.“
In Kamering bei Paternion ist Josef Winkler bekanntlich geboren worden. Dort entdeckte der Ministrant, „tief dämonisiert von der an ihm vorgenommenen Teufelseintreibung“ (© ke-Chef Gerhard Lehner), die Geschichten von Karl May. Niederschlag gefunden hat das unter anderem in seinem letzten Buch „Winnetou, Abel und ich“ – Passagen daraus werden ebenfalls in dem Stück vorkommen, das kommenden Mittwoch im Theater Halle 11 uraufgeführt wird.

Josef trifft Josef

Einen weiteren roten Faden liefert das Spiegelmotiv, das in Winklers Werk immer wieder auftaucht. Weshalb sich in dem rund einstündigen Stück auch Josef (Vollmann) in Josef (Zeintl) spiegelt. Auch die (Homo-)Sexualität spielt eine bedeutende Rolle – diesem Thema begegnen die beiden Schauspieler damit, dass sie nackt auf der Bühne stehen: „Nacktheit ist auch ein Symbol für körperliche und seelische Verletzlichkeit. Für uns war das eine logische Konsequenz aus den Texten“, so Vollmann, der verspricht, dass die „Formulierungskunst des Autors“ im Mittelpunkt stehen wird.
Für das klagenfurter ensemble hat Gerhard Fresacher bereits in den Jahren 2006 bis 2009 ein Winkler-Triptychon auf die Bühne gebracht. Diesmal soll auch der Humor nicht zu kurz kommen. Vollmann: „Das könnte tatsächlich der erste Winkler sein, bei dem man lachen kann.“