Eine triste Perspektive: Das Kunst- und Kulturangebot in Österreich verkommt zunehmend zum Luxusgut. Kultur-, bildungs- und gesellschaftspolitisch wäre das ein desaströses Signal, meint eine prominente Riege steirischer Kulturveranstalter. Gemeinsam treten die  Intendantinnen und Intendanten der Grazer Kulturorganisationen – Veronica Kaup-Hasler (steirischer herbst), Mathis Huber (Intendant Styriarte), Peter Pakesch (Intendant Universalmuseum Joanneum), Bernhard Rinner (GF Theaterholding Graz / Steiermark sowie Intendant Opernhaus Graz GmbH und Spielstätten Graz GmbH), Anna Badora (Intendantin Schauspielhaus Graz und design. Intendantin Volkstheater Wien) und Michael Schilhan (Intendant Next Liberty Jugendtheater) nun gegen die geplante Anhebung der sogenannten Ticketsteuer von 10 auf 20 Prozent auf.

Aufgerufen wird zudem zur Beteiligung an der Online-Petition "Nein zur Ticketsteuer", die vor der finanziellen Mehrbelastung für Kulturkonsumenten warnt.

www.ticketsteuer.at

Die Anhebung der Ticketsteuer sei ein „barbarisches Signal mit unabsehbaren Folgen für das Gemeinwesen“, hieß es bei der gemeinsamen Pressekonfrenz am Freitag. Die „horizonterweiternde Auseinandersetzung mit Kulturangeboten" werde dadurch noch weiter von der Lebenswelt vieler Menschen wegrückt, „gesellschaftspolitisch ein Schritt in die völlig falsche Richtung“ und ein Zeichen dafür, „dass Kultur in der Meinung der österreichischen Bundesregierung nicht zu den lebenswichtigen Gütern zählt“.

Schon am Donnerstag sprach Ö-Ticket-Chef Andreas Egger im Zusammenhang mit der von der Regierung angedachten Erhöhung der Mehrwertsteuer (Umsatzsteuer) von einer "Massensteuer", sollten etwa Konzert-, Theater- oder Museumskarten mit 20 statt aktuell 10 Prozent besteuert werden. Immerhin würden jährlich rund 36 Mio. Eintrittskarten in Österreich verkauft.

Gemeinsam mit weiteren Veranstaltern und Agenturinhabern rechnete Egger bei einer Pressekonferenz die Konsequenzen einer Erhöhung vor: "Man kommt schnell drauf, dass es die erste Steuerreform überhaupt wäre, die uns allen etwas kostet und der Regierung trotzdem nichts bringt." Darüber hinaus seien schon jetzt "so gut wie alle Veranstaltungsorte" auf Unterstützung von Bund, Ländern und Gemeinden angewiesen. Der Subventionsbedarf würde sich bei einem 20-prozentigen Steuersatz entsprechend erhöhen.

Folglich ruft man unter dem Titel "Nein zur Ticketsteuer" mittels Petition dazu auf, sich gegen den "Versuch der Finanzierung der Lohnsteuersenkung auf Kosten der Kultur- und Freizeitbedürfnisse aller" zu wehren. Ewald Tatar (Nova Music Entertainment) gab zu bedenken, dass die "Auswirkungen auf unser Geschäft umfassend" wären und lenkte den Blick nach Ungarn, wo aktuell der entsprechende Mehrwertsteuersatz bei 27 Prozent liege. "Rock- und Popkonzerte sind dort um 70 Prozent zurückgegangen." Es bestehe die Gefahr, dass sich Bands umorientieren und etwa in Deutschland zusätzliche Shows einschieben, anstatt nach Österreich zu kommen.

"Ständig ist die Rede davon, dass die Nachfrage angekurbelt werden müsse. Das passiert mit dieser Steuererhöhung aber nicht", betonte Agenturinhaber Georg Hoanzl. Aus seiner Sicht sollte man den Kulturinstitutionen "das Leben nicht noch schwerer machen", hätten diese doch bereits jetzt mit eingefrorenen Subventionen zu kämpfen. Wolfgang Fischer, Geschäftsführer der Wiener Stadthalle, sieht in der angekündigten Steuerreform ein "Dilemma": "Alle rufen danach, aber finanzieren sollen es die anderen." Er zeigte sich allerdings optimistisch, "dass im Kulturland Österreich diese Ticketsteuer so nicht kommen wird".

Dem Finanzministerium würde die Steuererhöhung bei konstant bleibenden Ticketumsätzen jährlich rund 50 Mio. Euro zusätzlich in die Kassen spülen. Allerdings sei diese Zahl nur "theoretischer Natur", wie Egger anmerkte, sei doch mit einem deutlichen Rückgang der abgesetzten Eintrittskarten zu rechnen. "Es steht das ganze Land auf. Ich hoffe, die Regierung merkt das auch rechtzeitig."

Jüngst haben auch bereits die österreichischen Fotoinstitutionen, darunter Camera Austria und Fotogalerie Wien, vor einer Erhöhung der Mehrwertsteuer auf kulturelle Dienstleistungen gewarnt, würde es sich dabei doch um "einen enormen Rückschritt" handeln. Prekäre finanzielle Situationen seien in diesem Fall vorherprogrammiert, wie es in einer Aussendung hieß.