Der Streifen über eine fiktive Ermordung des nordkoreanischen Herrschers Kim Jong-un konnte am Mittwoch am 19.00 Uhr MEZ zunächst auf den US-Netzen von YouTube und Google Play sowie anderen Netzwerken für 5,99 Dollar geliehen oder für 14,99 Dollar gekauft werden.

Zuvor hatte Konzernchef Michael Lynton mitgeteilt, Sony habe "immer die Absicht gehabt, den Film auf einer nationalen Plattform zu verbreiten". Am Dienstag hatte Sony Pictures überraschend angekündigt, dass der Film trotz Protesten am Christtag in rund 200 Kinos gezeigt werde. Weitere sollen folgen.

Eine Attacke anonymer Hacker und mysteriöse Anschlagsdrohungen gegen US-Kinos hatten den Konzern in der vergangenen Woche zunächst bewogen, den für Donnerstag geplanten Filmstart abzusagen. Ursprünglich sollte der Film in rund 2.500 Kinos kommen.

US-Präsident Barack Obama begrüßte die Entwicklung. Die USA seien "ein Land, das an die Meinungs- und künstlerische Freiheit glaubt", erklärte er. Wenn der Film nun in die Kinos komme, könne sich die Bevölkerung ihre eigene Meinung bilden, sagte sein Sprecher Eric Schultz.

Sonys Rückzieher war in der Filmindustrie allgemein als Kapitulation angesehen worden. Am Montag hatte ein Zusammenschluss von rund 250 unabhängigen Kinos das Unternehmen in einer Onlinepetition aufgefordert, ihnen die Ausstrahlung des Films zu erlauben.

Nach Erkenntnissen des FBI steht die Staatsführung Nordkoreas hinter dem Angriff auf Sony Pictures. In dem Film geht es um ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un. Im Zentrum der Affäre steht eine Gruppe mit dem Namen Guardians of Peace, die Ende November einen Cyberangriff auf Sony gestartet und interne Dokumente und E-Mails veröffentlicht hatte. Vor einigen Tagen sprach die Gruppe wegen der Parodie "The Interview" ominöse Drohungen aus und erinnerte an die Terroranschläge vom 11. September 2001 in den USA.

Daraufhin entschieden mehrere Kinoketten, den Film aus dem Programm zu nehmen. In Österreich war der Start des Films mit Produktionskosten von rund 44 Millionen US-Dollar (36,03 Mio. Euro) für 6. Februar geplant

Der 152-Minuten-Streifen ist eine Hollywood-Satire voller Ironie und Witz über zwei politisch unbedarfte TV-Journalisten (Seth Rogen, James Franco), die ein Interview mit Kim Jong-un führen wollen. Der Geheimdienst CIA schaltet sich ein, damit die beiden den Diktator ermorden. Doch dieser gibt sich zunächst derart handzahm, dass einer der Journalisten den Mordkomplott torpedieren will. Am Ende entlarvt sich der Herrscher selbst - und geht in einem feurigen Finale unter.