APA: Wie geht es Ihnen im Moment, in den letzten Tagen Ihrer Grazer Intendanz und unmittelbar vor dem Antritt in Bregenz?

Elisabeth Sobotka: Es läuft hier wahnsinnig gut im Moment, die Auslastung liegt bei 80 Prozent, daher fällt mir das Weggehen schwer, andererseits freue ich mich auf den Beginn in Bregenz. Aber ich bleibe inoffiziell noch ein Monat, zur Premiere von "Die tote Stadt" möchte ich noch hier sein. Ich habe jetzt ein Haus in Bregenz gemietet, der Umzug wird dann Ende Jänner stattfinden.

APA: Wenn Sie zurückblicken, wie beurteilen Sie Ihre sechs Jahre hier an der Grazer Oper?

Sobotka: Ich glaube, es ist uns gelungen, sehr, sehr viel Spannendes auf die Bühne zu stellen. Das Haus steht gut da, ich würde die Zeit als sehr gelungen bezeichnen. Wir mussten zwei größere Krisen meistern, das war der Thalia-Umbau (durch den eine zeitweilige Aussiedlung der Büros nötig war, Anm.) und das Sparpaket.

APA: Wie sind Sie mit den Einsparungen umgegangen? Insgesamt sind es ja rund 15 Millionen Euro, die von den Grazer Bühnen bis 2017 eingespart werden müssen, davon ein Großteil von der Oper.

Sobotka: Es ist immer schrecklich, wenn einem Geld weggenommen wird, mit dem man rechnet. Wir haben eine Produktion weniger, aber durch die Koproduktion mit der Kunstuniversität konnten wir das ausgleichen. Es hat sich gezeigt, dass das Interesse gleich nachlässt, wenn man weniger anbietet. Daher haben wir auch jetzt im Herbst so viele Premieren angesetzt, das Haus war dadurch sicher am Limit.

APA: Was würden Sie im Nachhinein als besonders gelungen beurteilen?

Sobotka: Eines ist mir noch ganz nahe: Das Gastspiel in Brünn mit "Jenufa", in der Heimat des Komponisten. Es war ein großer Erfolg, die Produktion hat noch an Intensität gewonnen. Und das Wagnis, mit "Meistersinger" zu beginnen, ist toll aufgegangen. Wir haben uns gedacht, wenn wir das können, können wir alles. Man muss hoch zielen und erreichen, das ist uns gelungen.

APA: Und was ist weniger geglückt?

Sobotka: Es hat sich wieder gezeigt, dass Operette das Schwierigste ist. Und ein großartiger Abend mit Mozart, da muss ich noch üben. Das ist gleichzeitig auch das Diffizilste.

APA: Sie starten in Bregenz auf der Seebühne mit "Turandot". Wieso gerade diese Oper?

Sobotka: Sie passt dort großartig hin, es ist kein filigranes Stück. Es gibt viele Nachtszenen, und "Nessun dorma" am See stelle ich mir super vor. Ich habe auch gar nicht lange überlegt, der Vorverkauf läuft auch sehr gut.

APA: Im Haus spielen Sie "Hoffmanns Erzählungen" in der Regie von Stefan Herheim, also nicht wie bisher Raritäten oder Zeitgenössisches.

Sobotka: Ich habe das nicht so empfunden, als ich das geplant habe. Stefan Herheim und ich haben beide so die unerfüllte Liebe "Hoffmann", ein Stück, wo der Kern seiner Künstlerperson darin steckt, und auch die Fragen, was ist Sehnsucht, was ist Inspiration. Und Michael Volle als die drei Bösewichte ist natürlich ein Glücksfall.

APA: Was würden Sie aufgrund Ihrer Erfahrungen Ihrer Nachfolgerin Nora Schmid mit auf den Weg geben?

Sobotka: Da gibt's gar nicht so viel. Offene Augen für die Qualität des Hauses und die Ressourcen pflegen, schützen und nutzen.

(Das Gespräch führte Karin Zehetleitner/APA)