In Folge einige Zitate des Künstlers aus einem Gespräch mit der APA anlässlich seines 80. Geburtstags:

Über seine Musik:

"Ich habe Experimente gemacht. Ich habe alles Mögliche versucht vom Klang her, von der Zusammensetzung der Musik her. Ich habe versucht, auf neuen Wellen zu schwimmen. Aber immer, wenn ich dabei sehr weit gegangen bin, bin ich gescheitert. Und immer, wenn ich tief in mich hineingehört habe und meine Art, mich einem Thema zu nähern, angewandt habe, war ich unglaublich erfolgreich. Das hat mir Mut gemacht, bei meinem Stil zu bleiben."

Über seine Grenzen:

"Ich bin mir meiner Grenzen bewusst. Wenn ich Lang Lang höre, der demnächst in meiner Fernsehsendung auftreten wird, dann weiß ich, was Klavierspielen bedeutet. Das sind Dinge, die mich unglaublich anspornen, aber ich weiß genau: Da werde ich nie hinkommen, wie er Klavier spielt, das muss ich auch nicht. Ich muss nur Udo Jürgens spielen, er aber muss Beethoven und Bach spielen. Aber in meiner Musik liegt auch sehr viel Seele, wie ich tausenden Briefen entnehmen kann."

Über das Älterwerden:

"Die Wehwehchen, die man hat, an die denkt man schon und die können einen auch echt nerven, ebenso die Kurzatmigkeit. Ich konnte früher 150 Treppenstufen fünf Mal hintereinander hochgehen und habe das auch gemacht zum Training. Das geht halt heute nicht mehr. Man ist langsamer geworden, und das muss man im Kopf begreifen. Das Älterwerden findet auch im Kopf statt. Es ist ganz wichtig, dass man sich dem stellt und das nicht leugnet."

Über seinen weißen Bademantel:

"Der ist eine Tradition geworden, die man natürlich auch als Marotte bezeichnen kann. Bei meinem ersten abendfüllenden Konzert - es war in Hamburg - habe ich eine Viertelstunde nach Konzertende noch immer Sprechchöre aus der Halle gehört. Ich war natürlich im siebenten Himmel und bin noch einmal raus. Mein damaliger Manager sagte dann zu mir: "Du, das behalten wir bei!" - "Was behalten wir bei?" - "Dass du mit dem Bademantel zum Schluss auf die Bühne gehst." Und ich dachte, so ein Quatsch, das machen wir natürlich nicht. Am nächsten Tag war wieder das gleiche Inferno im Saal. Ich habe wieder etliche Minuten gewartet, habe mir den Bademantel angezogen, bin auf die Bühne und hab am Klavier noch einmal eine Viertelstunde angehängt: unbeschreiblicher Jubel. Heute ist es so, dass vom Bademantel schon beinahe mehr gesprochen wird als von mir."

Über die heutige Zeit:

"Erstaunlicherweise hat sich der erhobene Zeigefinger, den man schon überwunden glaubte, wieder mit Macht erhoben. Die neue Augenhöhe des Ostens oder des Islam, wo man völlig andere Moralvorstellungen hat als wir - da entdecken wir plötzlich Dinge, die überhaupt nicht mit unseren Moralvorstellungen, unserer Ethik, unserem Freiheitsbegriff, unseren demokratischen Gesetzen übereinstimmen. Die Spannungen, die da entstehen, werden nicht schnell zu überwinden sein. Vor zehn Jahren waren wir noch naiv: Wir müssen denen Demokratie beibringen, und dann ist alles gut. Heute haben wir kapiert, dass das nicht funktioniert. Aber wir wissen nicht, was stattdessen funktionieren wird. Gleichzeitig sind die eigenen Werte nichts mehr wert. Langeweile erzeugt Radikalismus. In dieser Phase sind wird jetzt."

Über Österreich, die Schweiz und Deutschland:

"Wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft Weltmeister wird, bewegt mich das sehr - wahrscheinlich, weil meine Eltern Deutsche waren. Ich habe ganz starke deutsche Wurzeln, durch meine Kärntner Heimat aber auch ganz starke österreichische Wurzeln. Heimat ist für mich Kärnten. Aber ich fühle mich auch in Deutschland sehr geborgen. In der Schweiz lebe ich jetzt seit über 30 Jahren. Das Land hat mir ein Zuhause geboten und ist optisch sehr ähnlich meiner österreichischen Heimat. Dass wir da und dort verschiedener Meinung sind, gehört zu einem gesunden politischen Empfinden. Ich bekomme immer wieder kritische Briefe, aber die schlimmsten Beschimpfungen habe ich in Kärnten erlebt."

Über das größte Glück in seinem Leben:

"Die normale Antwort ist natürlich: 'Die Geburt meines ersten Kindes, meines Sohnes John' - und das ist mit Sicherheit auch irgendwo die Wahrheit. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, hatte ich da nicht diesen Rausch des Glücks, wie ich ihn später empfunden habe, als ich zum Beispiel die Eurovision gewonnen habe. Das war wahrscheinlich der größte Glücksrausch meines Lebens. Der ging immer Hand in Hand mit meiner Musik.

Über den Einfluss von Künstlern auf die Gesellschaft:

"Der Künstler ist ein Gaukler und wird nie ernst genommen. Zum Zeitvertrieb der Menschen dienen wir wunderbar. Wir können sie zum Weinen oder Lachen bringen, beides ist unendlich wichtig. Aber wenn es um ernsthafte Fragen geht, werden wir letztlich nicht ernst genommen, obwohl alle großen Veränderungen der Welt aus Literatur und Philosophie kommen. Erst lange nach ihrem Tod mutieren dann die scheinbar Wahnsinnigen zu Halbgöttern, wenn man merkt, wie groß ihr Einfluss auf die Menschheit war. Komponisten der klassischen Musik zählen da mit Sicherheit dazu, Musiker der leichten Muse dann und wann. Vielleicht bin ich da ein winziges Mosaiksteinchen, aber die Beatles, die Rolling Stones und andere großen Pop- und Rockgruppen haben die Welt wirklich mit verändert. Die Jugendbewegung ist von ihnen ausgegangen. Sie haben ihre Ideale gesellschaftsfähig gemacht."