Juror Guido Maria Kretschmer hatte er anschließend das Geständnis entlockt: "Jedes Mal wenn ich dich treffe, denke ich: Ach, der könnte mein Freund werden!" Kaupp gewann neben 100.000 Euro auch einen Auftritt in der Showmetropole Las Vegas. Auch Co-Juror Bruce Darnell ("Der Gluck steht vor der Tür") umarmte Kaupp nach seinem Auftritt, und selbst die spröde Lena Gercke spart nicht mit Anerkennung. Lediglich Jurypräsident Dieter Bohlen knurrt, Whitney Houston habe das doch selbst ungleich besser gesungen. Ihm fehle da "das ganz große Gefühl".

Bohlens Favorit Andreas Hruska und Sieger Marcel Kaupp
Bohlens Favorit Andreas Hruska und Sieger Marcel Kaupp © RTL/Stefan Gregorowius

Bohlens eigener Favorit wird nur Zweiter: der Sänger Andreas Hruska aus Niederbayern. "Er hat mich wirklich sehr, sehr zufrieden gemacht in meinem Herzen", gesteht er. Ebenfalls in Verzückung versetzen ihn die "Filieri Brüder" aus Weeze am Niederrhein: "Ich glaub', ihr seid das beste Duo seit Modern Talking." Aber selbst dieses höchste aller Komplimente kann das Fernsehvolk nicht überzeugen.

Blamabel endet der Abend für den in Marbella wohnenden Mädchen-Schwarm Patrick Müller-Klug (16). Ihn straft Bohlen mit den Worten ab: "In deinem Gesicht steht die Sonne von Marbella, in deinen Stimmbändern der Regen von Hamburg." So ist das Finale der alljährlichen Begabtensuche auch diesmal wieder ein Wechselspiel von Glück und strenger Heimsuchung.

Mädchen-Schwarm Patrick Müller-Klug
Mädchen-Schwarm Patrick Müller-Klug © RTL/Stefan Gregorowius

Neben den üblichen Kalauern entfahren Bohlen mindestens zwei überraschende Äußerungen. An einer Stelle sagt er, den französischen Gitarristen Laurent Kremer habe er ins Finale geholt, weil er "auch mal nicht so was vordergründig Kommerzielles zeigen" wollte. Bohlen also Förderer unerkannter Talente jenseits des Mainstreams? Hört, hört!

Die zweite Bemerkung fällt nach dem Auftritt des Zauberers Christian Farla. Solche Nummern, so Bohlen, kenne er aus Las Vegas, "aber größer, fetter. Hier fürs Supertalent war's ok." Darf man dies als Hinweis darauf verstehen, dass der von RTL durchgängig als "Poptitan" titulierte Bohlen nur zu gut um die Beschränktheit seines Formats weiß? Und dass ihn dies zumindest augenblicksweise frustriert?

Wie stets versteht es RTL, den Höhepunkt des monatelangen Ausleseprozesses bis tief in die Nacht hinzuziehen und auf diese Weise Werbeblock um Werbeblock dazwischen zu schieben. Erst nach Mitternacht steht der per Telefonvoting ermittelte Sieger fest. Und noch ehe der Name bekannt gegeben wird, denkt Dieter Bohlen schon an die nächste Staffel. "Habt Mut, Leute", spornt er die Zuschauer an und erinnert an den Gewinner von vor sechs Jahren: "Der Michael Hirte zum Beispiel, den kannte ja vorher kein Mensch. Jetzt hat er ein Haus, zwei Kinder, 'ne hübsche Frau. Das ist schon ganz schön." RTL wartet bereits auf Bewerbungen, die neunte Staffel folgt im Herbst 2015.

Gesehen haben das Finale der Castingshow so wenige Zuschauer wie noch nie in der Geschichte: 4,21 Millionen Deutsche waren am Samstagabend live dabei. Aus Österreich schalteten 179.000 zu RTL.