„Bestimmte Stücke wollen immer wieder neu überdacht werden“, sagt Christopher Hampton, Autor und Regisseur. Der Brite hat das Drehbuch für „Abbitte“ nach dem Roman von Ian McEwan geschrieben. Aus Choderlos de Laclos’ Briefroman „Gefährliche Liebschaften“ schuf er eine Bühnenfassung und später das Filmdrehbuch für Stephen Frears, für das er den Oscar erhielt.


Kein anderer Stoff hat ihn aber so sehr beschäftigt wie der historische Zwist zwischen Sigmund Freud und dessen frühem Adepten Carl Gustav Jung im Rahmen der Psychoanalyse. Jungs unangebrachte Beziehung zu seiner Patientin Sabina Spielrein, später selbst Psychiaterin, wob er mit ein.


Nachdem 1997 ein für die 20th Century Fox geschriebenes Drehbuch nicht realisiert worden war, machte sich Hampton an eine Bühnenfassung, „The Talking Cure“, die 2002 mit Ralph Fiennes in der Hauptrolle erfolgreich aufgeführt wurde. 2009 fertigte David Cronenberg daraus den Film „Eine dunkle Begierde“ mit Keira Knightley (Sabina) und Michael Fassbender (C. G. Jung).


Nun kehrt der Stoff auf die Bühne zurück. Inszeniert vom Autor und etwas kühn Uraufführung genannt. Kühn, weil sich Hampton ganz eng an sein Filmdrehbuch hält und Text und Handlung wenig Neues abgewinnt. Zu erleben sind zweieinhalb Stunden hoch solides, konventionelles Theater, die vor allem Martina Ebm als Sabina anfangs ein wenig aufregend macht. Michael Dangls Carl Gustav Jung erinnert eher an eine etwas laute Schnitzler-Figur, Hausherr Herbert Föttinger gibt seinen Freud mit gelassener Routine. Wer den Film nicht gesehen hat, wird den Abend durchaus mögen, so wie das freundlich applaudierende Premierenpublikum offenbar auch.

FRIDO HÜTTER