Die Diagonale kennen beide bestens: Peter Schernhuber (26) fing 2007 als Praktikant im Gästebüro an und wurde 2008 ins Team übernommen, Sebastian Höglinger (30) begann 2008 als Katalog-Praktikant und übernahm dessen Redaktion vor zwei Jahren. Die Muster-Festivalkarriere führt beide nach der kommenden Ausgabe an die Spitze der Diagonale: "Der österreichische Traum", lacht Höglinger im APA-Gespräch.

Wie sehr hat euch die Entscheidung überrascht?

Höglinger: Grundsätzlich war das natürlich eine Riesenüberraschung. Man bewirbt sich zwar nicht ohne die Vorstellung, dass das irgendwie klappen könnte, aber angesichts unseres Alters und auch der Qualität anderer Bewerber war das schon eine große Überraschung, auch dass letztlich der Mut da war, ein solches Signal zu setzen und uns das zuzutrauen.

Euer Konzept hat überzeugt, die Wahl fiel einstimmig aus. Womit habt ihr das Entscheidungsgremium denn überzeugt?

Schernhuber: Was man vorweg schicken muss, ist, dass wir es mit einer Diagonale zu tun haben, die super funktioniert und die nach mitunter schwierigen Zeiten von Barbara Pichler zu einem wahnsinnig guten Festival ausgebaut worden ist. Wir haben versucht, von dieser Grundlage auszugehen - schließlich wurden wir auch selbst mit diesem Festival sozialisiert. Da wir aber doch einer jüngeren Generation angehören, haben wir auch versucht, neue Ideen und Neugierde einfließen zu lassen.

Höglinger: Ich denke, man hat einerseits unsere Faszination für den Film und vor allem auch den österreichischen Film durchgespürt, aber andererseits auch jene für das Format Festival. Wir arbeiten seit vielen Jahren zu großen Teilen im Festivalkontext - und ich glaube, dass dadurch auch eine ganzheitlichere Sichtweise auf die Diagonale spürbar war, als es von außen vielleicht möglich wäre.

Das heißt, im Grunde soll das Festival ähnlich weitergeführt werden?

Schernhuber: Absolut. Wir sind da in gewisser Weise privilegiert, treten aber natürlich auch in große Fußstapfen. Es war uns klar, dass wir nicht alles über Bord werfen und von Grund auf neu denken, sondern von diesem Konzept auch über mehrere Jahre ausgehen wollen. Natürlich gibt es aber Punkte, die wir programmatisch anders akzentuieren, wo wir vielleicht jünger, frischer agieren wollen, aber das sind Nuancen und Bündelungen innerhalb des Bestehenden.

Höglinger: Die Diagonale bewegt sich ja in diesem Spagat zwischen Branchen- und Publikumsfestival, aber trägt auch - das hat vor allem Barbara gezeigt - eine starke kuratorische Handschrift. Diese vielen Ansprüche an das Festival, die gerne auch als Handicap gesehen werden, machen für uns den Reiz aus, auf diesem Fundament aufzubauen.

Wie groß schätzt ihr den Druck ein, der euch erwartet - nicht zuletzt vielleicht auch aufgrund eures Alters?

Höglinger: Bis zu einem gewissen Grad springt man natürlich immer ins kalte Wasser, aber wir sind auch beide schon lange bei der Diagonale und kennen die Reibungspunkte rund um das Festival. Uns ist auch bewusst, dass wir - wohl nicht zuletzt aufgrund unseres Alters - teilweise mit Gegenwind zu rechnen haben werden. Ich glaube aber auch, dass das von vielen auch positiv aufgenommen wird. Und wir werden auf jeden Fall generationenübergreifend den Dialog suchen, auch im Bewusstsein, dass hier viele unterschiedliche Bedürfnisse vorherrschen.

Ihr übernehmt zu zweit die Arbeit einer Person. Wie werdet ihr euch die Arbeit aufteilen?

Höglinger: Wir arbeiten schon sehr lange gemeinsam und wissen um die Stärken und Schwächen des jeweils anderen. Aber wir treten dennoch als Doppelspitze an, nicht geteilt in künstlerische Leitung und jemanden, der sich um die administrativen Agenden kümmert. Es ist für uns sehr zentral, gerade wenn es um die inhaltliche und organisatorische Umsetzung des Konzepts geht, gemeinsam zu agieren.

Schernhuber: Wir sind ja auch schon lange im Team und wissen auch hier um die Stärken und Schwächen. Das hat auch Barbara immer betont, dass ein Festival immer nur im Team funktioniert. Und wir freuen uns auch darauf, mit dem tollen Team weiterzuarbeiten zu können - ohne vorweg nehmen zu wollen, dass die auch alle mit uns arbeiten wollen, aber wir würden es uns wünschen.

Was verbindet ihr persönlich mit dem Festival?

Höglinger: Was ich immer faszinierend fand, ist das Bedürfnis, den Facettenreichtum des österreichischen Kinos abzubilden - von cinephilen Nischen bis zu einem sehr lustbetonten Kino (was im Übrigen auch nicht im Widerspruch stehen muss), von den aktuellen Tendenzen bis hin zum Blick in die Vergangenheit.

Schernhuber: Persönlicher formuliert: Wir haben in den letzten Jahren einfach auch eine wahnsinnig schöne Zeit gehabt in Graz, sowohl mit dem Team als auch mit der Branche. Und wir fanden es sehr schön, dass man - auch als Praktikant - immer ernst genommen wurde, dass man immer die Möglichkeit hatte, reinzuwachsen, mehr zu machen, Menschen kennenzulernen.

Wie steht denn der österreichische Film für euch aktuell da?

Schernhuber: Es liegt auf der Hand, dass er sehr gut dasteht. Man muss nur eine Rundumschau wagen und sieht die internationalen Festivalerfolge und Erfolge in anderen Bereichen, da muss es dann gar nicht zwingend der Oscar sein. Und es gibt eine junge Generation, die antritt und wo man merkt, dass auch etwas nachrückt. Man kann auf jeden Fall optimistisch sein.

INTERVIEW: DANIEL EBNER/APA