Rund eine halbe Million Exemplare wurden von „Bretonische Verhältnisse“, dem ersten Fall von Kommissar Dupin, verkauft, für dessen Verfilmung sich dieses Frühjahr knapp vier Millionen ARD-Seher interessierten. Der Mann hinter dem Erfolg (gerade wurde die TV-Adaption des dritten Buchs „Bretonisches Gold“ gedreht) treibt aber nach wie vor ein Versteckspiel. Denn Jean-Luc Bannalec ist ein Pseudonym von Jörg Bong, dem Geschäftsführer des „S. Fischer Verlags“.
Anfangs wollte der Autor seine Leser noch glauben lassen, dass er als Sohn eines bretonisches Vaters und einer rheinischen Mutter in Brest das Licht der Welt erblickt hat. In Wahrheit ist Bong ein deutscher Tourist, der im südlichen Finistère seit Jahren ein Feriendomizil hat – in der Gemeinde Névez, unweit der malerischen Hafenstadt Concarneau, in die es seinen Kommissar verschlagen hat. Bong reagiert auf keine Interviewanfragen, gab er offiziell ja noch nie zu, Bannalec erfunden zu haben. Wobei Bannalec zugleich der Name einer Ortschaft dieser Region ist.

Traumhafte Landschaft

Vom Dourveil-Strand in Névez kann man das Archipel der Glénans sehen, wo sich die Verbrechen von „Bretonische Brandung“ ereignen (erschienen 2013, fast 400.000 Mal verkauft). Die Glénans sind eine Gruppe kleiner, flacher Inseln, in deren Buchten man sich angesichts des glasklaren Wassers und des leuchtenden Sands in der Karibik wähnt – wäre da nicht die frische Wassertemperatur des Atlantiks. Eine traumhafte Inselgruppe mit einem Mikroklima, die Frankreichs berühmteste, 1947 gegründete Segelschule beherbergt.

Racheakt

Dort werden drei Leichen angespült. Unter den Toten: ein windiger Bauunternehmer, der auf dem naturgeschützten Eiland ein touristisches Großprojekt errichten wollte. Wie so oft bei den Bretonen, beißt der Kommissar, der von Paris in die Bretagne versetzt wurde, erst einmal auf Granit. Die Obduktion ergibt, dass die Opfer neben Alkohol auch ein starkes Betäubungsmittel im Blut hatten. Eine düstere Rachegeschichte tut sich auf.
Die Aufklärung der Verbrechen ist fast Nebensache, der Rahmen macht den Fall immer wieder zum Schauerlebnis. Alle Außenaufnahmen wurden tatsächlich auf den Glénans gedreht, wenn auch auf auf anderen Inseln als in Bannalecs Vorlage. Die Leichen werden auf Guiriden (im Buch: Ile du Loc’h) gefunden und der Rest der Handlung spielt auf Penfret (statt: Saint Nicolas).
Auch der Ermittler entspricht nicht den Beschreibungen im Krimi. Er ist jünger, schlanker und ein südlicher Typ; verkörpert von Pasquale Aleardi (43), ein Schweizer mit italienisch-griechischen Wurzeln, der in Deutschland lebt. Lust auf einen Bretagne-Urlaub machen die Bilder trotz zäher Inszenierung und eines missglückten Castings vieler Charaktere allemal.

Viel Spannung, großartige Bilder - zu sehen heute ab 20.15 Uhr (ARD). Für Krimi-Fans schon ein Pflichttermin.