Eigentlich könnte Peter Turrinis Bühnenwerk "Bei Einbruch der Dunkelheit" ja auch als Lehrstück firmieren, hat es doch den Beginn der literarischen Wanderjahre zum Thema. Aber klar zu erkennen ergibt sich darin auch eine ebenso bittersüße wie sarkastische Abschiedsmelodie.

Und das Stück ist auch eine späte Antwort auf Thomas Bernhards Radikal-Abrechnung "Holzfällen". Die beiden großen österreichischen Seelenforscher schildern, freilich aus völlig gegensätzlichen Positionen, ihre Erlebnisse im legendären Tonhof von Maria Saal, mit bis zur völligen Kenntlichkeit entstelltem Künstlerpersonal.

Sittengemälde einer Künstlergesellschaft

Knappe 15 Jahre alt war Peter Turrini, als er in der erste Avantgarde-Komune des Alpenlandes seine ersten Gedichte vortrug, teils mit Lob bedacht, teils mit Hohn zugeschüttet. "Bei Einbruch der Dunkelheit" ist ein Sittengemälde einer Kunst- und Künstlergesellschaft, der es an frühem Größenwahn, Sarkasmen und gegenseitiger Verachtung nicht mangelt. Man redet viel, aber vorwiegend aneinander vorbei, der poetische Pointenrausch wird gesucht, ohne Rücksicht auf Verluste.

Regisseur Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters und einstiger Salzburger "Jedermann"-Renovierer, gab mit der Inszenierung dieses in seinen Strukturen ebenso prallen wie fragilen Werkes sein Debüt am Burgtheater. Er präsentiert eine obskure, restlos durchgeknallte Tischgesellschaft, die meint, das Ferne zu sehen und dabei hemmungslos über das Nächste oder den Nächsten stolpert. Aber durch den Nebel, in dem Turrini Wirklichkeit und Sein verschwimmen lässt, schillert, dröhnt und kracht in Stückls Version der pure, mitunter reichlich oberflächliche Klamauk und der offenkundige Wille, dem Jubilar einen Lachschlager als Ständchen zu präsentieren.

Viel Amüsiertheater, gewiss, aber weniger davon wäre wohl mehr gewesen, weil es dem Stück, das ja keineswegs zuletzt auch ein Künstlerdrama ist, viel an Tiefgang nimmt. Dem Premierenpublikum hat es dennoch, deutlich hörbar, mehrheitlich durchaus gefallen, zu verdanken ist dies auch einem Ensemble, das in der Tat jegliche Masken fallen lassen darf, um sich hinter Fratzen zu verbergen.