"Wisst ihr, dass der Mond dem weißen Mann gehört“ stellt ein Sudanese einen Teil der „Weltordnung“ in Hubert Saupers neuem Dokumentarfilm „We Come As Friends“ klar. Die Österreich-Premiere fand am Sonntag in Anwesenheit des in Paris lebenden Mölltalers und einiger Filmcrewleute im Gartenbaukino auf der Viennale statt. „We Come As Friends“ läuft regulär ab 28. November in den heimischen Kinos an.
Ein Film über kolonialistische Machtspiele ausgefochten im Sudan. Sauper: „Ich habe mich jahrelang mit dem Kolonialismus beschäftigt, und zwar wie sehr er unsere Mentalität bestimmt. Die westliche Zivilisation benimmt sich als Ausbeuter, hat Millionen Menschenleben auf dem Gewissen und versichert uns immer wieder aufs Neue, dass wir die Guten sind.“
Leichtflugzeug
Vor Beginn der Volksabstimmung über den Südsudan 2011 drehte der aus dem Mölltal stammende Filmemacher in dieser Gegend Afrikas. Er reiste mit einem selbst gebauten Leichtflugzeug an. Warum das? Sauper: „Unzählige Metaphern werden mit einem Flugzeug in Verbindung gebracht. Über Jahrzehnte flogen Flugzeuge aus Khartoum in den Süden und warfen Bomben ab.“ Sein Flugzeug transportierte zwei Menschen, die ein „historisches Zeitfenster“ nutzten, wie Sauper die staatliche Neugründung des Südsudan am 9. Juli 2011 nennt. „Mir war klar, dass das nicht gut gehen kann, eine 2000 km lange Trennlinie quer durch die Ölfelder zu ziehen“, so Sauper.


Er zeigt, mit welchem Aberwitz den dort ansässigen Menschen das Land geraubt oder unbewohnbar gemacht wird. Ein südsudanesischer Veteran, der 21 Jahre hindurch gegen die Herrscher aus dem Nordsudan gekämpft hat, wurde von einer texanischen Firma über das Haxl gehaut. Für insgesamt 25.000 Dollar, von denen er noch keinen Cent gesehen hat, verpachtete er 600.000 Hektar Land. Im Namen des Fortschritts. „Korruption ist in Afrika nicht stärker verbreitet als bei uns in Europa, aber sie ist viel leichter zu beschreiben und zu zeigen“, so der Regisseur.
Chinesische Ölarbeiter treten auf, sudanische Warlords, Evangelikale aus Texas und Menschen der lokalen Bevölkerung, die sich unter anderem darüber beklagen, wie die chinesischen Erdölbohrungen das Trinkwasser derart verschmutzen, dass sämtliches Leben bedroht ist. Den Filmtitel hält Sauper für „die größte Lüge unserer Zvilisation“. 


Mit seinem Oscar-nominierten Dokumentarfilm „Darwin’s Nightmare“ hat der Kärntner Regisseur Hubert Sauper Filmgeschichte geschrieben und eine dicke Haut bekommen. Dieser Einblick in den Lebensmittel- und Waffenhandel rund um den Viktoriasee ließ bestimmte Lobbys nicht ruhen. Sie zerrten ihn vor Gericht, ließen ihm Morddrohungen zukommen, von Tansania wurde er mit einem Einreiseverbot belegt, Crewmitglieder musswegen Gefahr für Leib und Leben evakuiert werden. „Ich rechne jetzt nach dem Kinoeinsatz auch wieder mit einer Retourkutsche.“ Seine Angst davor hält sich mittlerweile in Grenzen.
Filme werden für das Publikum gemacht. Werden die Menschen im Sudan, mit denen er gearbeitet hat, „We Come As Friends“ sehen können? Sauper: „Na klar, in ungefähr einem Jahr über Streaming im Internet. Es gibt ja keine Kinos im Sudan“.