Wir laufen Gefahr, eine ganze Generation zu verlieren". Mit diesen drastischen Worten warnte Guy Ryder, Vizechef der Internationalen Arbeitsorganisation ILO, vor den Folgen der Jugendarbeitslosigkeit, die in vielen Ländern stark steigt. "Das ist eine Zeitbombe mit einem großen zerstörerischen Potenzial, die zu sozialen Unruhen führen kann", so der Brite in einem Interview.

Weltweit schätzt die ILO die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen (bis 24 Jahre) auf 75 Millionen, um fünf Millionen mehr als 2008. Damit seien die Jungen die größten Verlierer der 2008 ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrise.

In den 27 EU-Ländern betrug die Zahl der Jungen ohne Arbeit im Februar rund 5,5 Millionen. Das geht aus den aktuellen Daten des EU-Statistikamtes Eurostat hervor. Das bedeutet im Schnitt der ganzen EU eine Arbeitslosenrate von 22,4 Prozent bei den Jugendlichen. Sie ist damit mehr als doppelt so hoch wie bei allen Unselbstständigen (10,2 Prozent).

Jeder Zweite ohne Arbeit

Besonders der Anstieg der Jahre seit 2007 ist alarmierend. In Spanien, wo die Jugendarbeitslosigkeit mit rund 20 Prozent schon immer sehr hoch war, ist sie im Zuge der Schuldenkrise auf zuletzt mehr als 50 Prozent gestiegen. In Griechenland von einst 22 auf jetzt ebenfalls 50 Prozent. Das heißt, jeder zweite Jugendliche ist ohne Arbeit.

Österreich zählt mit Deutschland und den Niederlanden - auch wegen der vergleichsweise geringen Schuldenprobleme - zu den Musterländern in Sachen Jugendbeschäftigung. Bei einer Tagung der ILO und der EU in Brüssel wurde das zuletzt ausdrücklich betont. Die Rate der Jugendarbeitslosigkeit lag bei uns laut Eurostat zuletzt bei 8,2 Prozent.

Die Tagung in Brüssel führte das auf zwei Faktoren zurück: auf das Lehrlingssystem mit der Kombination aus schulischer und betrieblicher Ausbildung und die Ausbildungsgarantie der österreichischen Regierung für jene Jungen, die noch keinen Arbeitsplatz gefunden haben.

Zuletzt hatte die deutsche Sozialministerin Ursula von der Leyen (CDU) die arbeitslosen Jugendlichen der Problemstaaten Südeuropas eingeladen, in Deutschland ihr berufliches Glück zu suchen. Dabei empfahl sie indirekt auch Österreich als Land mit großen Chancen für arbeitssuchende Jugendliche.