Momentan ist Berlin Brandenburg die größte Flughafenbaustelle Europas. Wenn am 3. Juni der Flugverkehr am neuen Standort im Südosten Berlins mit einer Anfangskapazität von 27 Millionen Passagieren konzentriert wird, trägt auch eine steirische Firma einen wesentlichen Beitrag zur Flugsicherheit bei. Dabei wurde die spezielle Software zur Bodenlagedarstellung in den 80ern quasi "nebenbei in einer Garage" in Graz entwickelt.

"Ohne einen Referenzkunden zu starten, war fast unmöglich", erinnert sich Konrad Köck, der nach dem Studium gemeinsam mit seinem Kollegen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Graz arbeitete. Über Projekte zum Thema Wetterradartechnologie knüpften sie erste Kontakte zur Austro Control, der Österreichischen Gesellschaft für Zivilluftfahrt. "Die Austro Control ließ durchklingen, dass sie sich eine Bodenlagedarstellung anschaffen will", sagt der Radartechniker. Ein System für Fluglotsen, mit dem die Position von Flug- und Fahrzeugen am Boden exakt dargestellt werden kann. Eine Nische in dem Bereich.

Warum aber in Österreich starten, wenn einem die Welt offensteht? "Nischen findet man auf der ganzen Welt, aber ob man sie als österreichische Firma ohne Referenz auffüllen kann, ist die Frage", sagt Köck.

Alles selbst beigebracht

In ihr erstes Projekt sollten sie zweieinhalb Jahre investieren. Tausende Stunden privater Zeit, neben der Vollzeit-Beschäftigung an der Technischen Universität. Zu 90 Prozent Programmierarbeit. Im Elektrotechnik-Studium der 1980er war die EDV allerdings nicht Teil der Ausbildung. Köck: "Wir haben uns alles selbst beigebracht. Heute ist das natürlich anders - die Ausbildung an der TU Graz ist wirklich gut." Das Projekt gelang, der Verkauf glückte. "Wär's schiefgegangen, hätte ich zumindest viel dabei gelernt", sagt Köck heute.

2001 folgte die Firmengründung von AviBit. Nächstes Ziel: der internationale Markt. Um die Buchhaltung kümmerte sich Köck bis vor drei Jahren noch selbst. Auch das hat er sich selbst beigebracht. "Ich bin damals in die Stadt gegangen, habe mir ein Buch über Buchhaltung gekauft und eine Software um 200 Euro."

Erste internationale Erfolge

In Portugal landete Köcks Firma den ersten internationalen Auftrag, 2008 gewann sie eine Ausschreibung für Hamburg und - optional - vier weitere Airports. Nach Deutschland kamen Rumänien, Kolumbien und die Türkei. Vor einem Jahr wurde AviBit an die schwedische Safegate Gruppe verkauft, funktioniert aber als eigene Einheit weiter. Risikominimierung war einer der Gründe für den Verkauf, das Nutzen von Synergien und die Weiterentwicklung in fremden Märkten, in denen der Eigentümer schon Fuß gefasst hatte, ein anderer.

Seit zehn Jahren wächst AviBit konstant um 30 Prozent an Umsatz pro Jahr. Die Salesmannschaft hat sich verdreifacht. "Sales muss immer ein Jahr voraus sein", sagt Köck. Geeignete Kräfte für den Bereich findet er nur unter den Technikern im eigenen Haus. "Es braucht mindestens ein Jahr, um den Markt kennenzulernen", sagt Köck. Den Salesman, der technisch versiert ist und Ahnung von Flugsicherheit hat, gebe es nicht.