Tafeln gegen das Vergessen

Mit Hilfe von Tafeln sichtbar machen und vor dem Vergessen retten will man die Vulgonamen im Bezirk Villach. Dort hat die Bezirksstellenleiterin Maria Riepl, vulgo Ferm, im Vorjahr gemeinsam mit dem Künstler Herbert Kavelar und dem Tischlermeister Florian Haas ein Projekt in der Ortschaft Bogenfeld gestartet. 20 Vulgonamen wurden aus den Grundbüchern herausgefiltert. Haas stellte daraufhin nach dem Vorbild einer alten Tafel aus einer Badstube in Bogenfeld Holztafeln her, Kavelar malte die Schriftzüge. „Inzwischen haben wir die Tafeln alle angebracht“, sagt Riepl, die heuer weitere Projekte in St. Niklas und Graschitz plant und von anderen derartigen Initiativen, etwa in Heiligenblut, weiß.

Online-Karten für Heimatgemeinden

In Kärnten gibt es immer wieder Initiativen, um die Vulgonamen vor dem Vergessen zu retten. Einer, der beim Online- Erfassen dieser Daten Vorreiter war, ist Arnulf Begusch aus Feistritz im Rosental. Er begann im Jahr 2012, Vulgonamen in seiner Heimatgemeinde zu sammeln und im Internet eine Google-Map anzulegen. Mittlerweile sind in dieser Karte 237 Orts-, Flur- und Vulgarnamen verzeichnet. „Das Echo war enorm“, sagt Begusch, der seither fast nur noch mit seinem Vulgonamen Kristan angesprochen wird. Auch andere Dorfbewohner haben den Vulgonamen auch im Ort sichtbar gemacht. „Es gibt inzwischen andere Orte, in denen das gemacht wird, wie Maria Rain“, sagt Begusch.

Unter „vulgo“ im Smartphone eingespeichert

Einen hohen Stellenwert haben die Vulgonamen in Osttirol – auch bei der Jugend. Dort ist es nicht nur üblich, dass schon jedes Kind mit dem Vulgonamen angesprochen wird, sondern die Jungen speichern sogar ihre Kontakte am Smartphone eher mit dem Vulgo- als dem Schreibnamen ein. Bei landwirtschaftlichen Veranstaltungen, wie Viehversteigerungen, Hofübernahmen oder Ähnlichem, gehört daher der Hofname automatisch dazu. Und wie mancherorts in Kärnten findet man auch in Osttirol durchaus ausgefallene Vulgarnamen. In Gaimberg zum Beispiel gab es in den 1930er-Jahren einen Gemeindesekretär namens Johann Klaunzer, der, obwohl er ein Mann war, landläufig „Schusterchristl“ genannt wurde – eben wegen des Namens seines Hofes.

Slowenische Namen sind Weltkulturerbe

Da Kärnten durch seine Landesgeschichte in vielerlei Hinsicht eng mit Slowenien verbunden ist, spielt die slowenische Sprache auch bei den Vulgonamen eine große Rolle. Südlich der Grenze ist da schon seit einiges geplant. Bereits im Jahr 2010 wurde die slowenischen Flur- und Hofnamen von der Unesco, der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur, zum immateriellen Weltkulturerbe ernannt. Im Rahmen des EU-Projektes Flu-Led wurde eine Datenbank mit diesen Namen erstellt. Hauptziel des Projektes ist es, das Sprach- und Kulturerbe in den Grenzregionen Südkärntens zu schützen und zu erhalten.

Schrift und Aussprache sind zwei Paar Schuhe

Einen besonders lieblich klingenden Hofnamen findet man in Althofen. Dort ist ein Hof vulgo Bussi in Aich verzeichnet. Wie bei vielen Namen weicht die Aussprache vom geschriebenen Vulgonamen ab. Das Küsschen ist nicht mehr erkennbar: Es heißt nämlich „vulgo Buse“. Bürgermeister Alexander Benedikt: „Leider weiß weder der Besitzer noch seine Frau, woher der Name stammt.“
Eine schriftliche Veränderung beim Vulgonamen gab es auch am Hof der Familie Ebner aus Buchholz bei Treffen: „Auf der Steintafel am alten Haus wird es Pruger geschrieben. Im Grundbuch steht Brugger“, sagt Helmut Ebner, der meist unter dem Vulgonamen angesprochen wird: „Es gibt so viele Ebner hier in der Gegend.“ Auf dem neuen Bauernhaus hat er eine geschnitzte Tafel mit der neuen Schreibweise des Namens angebracht.

KARIN HAUTZENBERGER