Es sind oft Namen, die sofort die Fantasie anregen: Was mag hinter Lackenbauer stecken, wie sieht es beim Ödhof aus, wie liegt wohl der Sonnleitner? Sie sind oft Jahrhunderte alt und am Land weit verbreitet. In der Stadt hingegen kennt man sie kaum: die vielen Vulgonamen, die den ganzen süddeutschen Raum prägen.

Vulgonamen sind Namen eines Hofes oder auch Hauses und haben mit dem eigentlichen Familiennamen des Besitzers nichts zu tun. Die Bewohner eines Hofes mit Vulgonamen „heißen“ nach dem Vulgonamen. Der „Schreibname“, also der gewöhnliche Familienname, wird nur amtlich verwendet. Wie das konkret aussieht, haben wir anhand einiger Beispiele beschrieben.

Sterben die Vulgonamen aus, wie manche befürchten, weil die Landwirtschaft zurückgeht? Oder entstehen neue Hausnamen in Kärnten, weil auch heute Menschen fantasiereich sind und ihr Haus benennen wollen? Machen Sie mit bei der Aktion „Im Land der Vulgonamen“: Mit Ihrer Hilfe wollen wir eine dicht gefüllte Landkarte von Vulgonamen anlegen, mit den Geschichten rundum und Fotos von den Gebäuden. Es müssen keineswegs nur „uralte“ Bauerngehöfte sein, mit denen man sich beteiligen kann. Auch modernere Namensschöpfungen sind gefragt.

Dass es da viel zu entdecken gibt, erlebt derzeit etwa Anton Jandl, der eben an seiner Doktorarbeit in Volkskunde arbeitet und dabei auch mit Vulgonamen befasst ist: „Es gibt ja viele gleichnamige Leute, und die unterscheidet man durch den Hausnamen.“

Entstanden sind die Hausnamen im Mittelalter. Bis heute sind sie in Mitteldeutschland, in Bayern und Österreich verbreitet. Oft bezieht er sich auf die Gegend oder auf Charakteristika des Hofes selbst (Sonnleitner, Wegbauer . . .). Viele wurden im Laufe der Zeit sprachlich verschliffen, weil sie nur mündlich weitergegeben wurden. Die meisten Vulgoname gehen mindestens in die Zeit Maria Theresias zurück.

NORBERT SWOBODA