Als langjährige Managerin der Norischen Region, wie sehen Sie die derzeitige Situation Ihrer alten beruflichen Heimat, des Görtschitztales? Stichwort HCB.
HELGA KURAT: Es ist furchtbar. Es gab ein kollektives Versagen aller Instanzen, aller Kontrollorgane. Man hat die Region im Stich gelassen. Nein, viel schlimmer, man hat die Menschen im Stich gelassen. Stellen Sie sich vor, Sie sind Biobauer. Sie produzieren, dürfen aber die eigenen Produkte nicht mehr essen. Es ist verständlich, dass da der Lebensmut fehlt.
Wo liegt die Schuld?
KURAT: Die Gier, der Machthunger waren zu groß. Und dabei lässt man natürlich die Menschen außer Acht. Nur, wie soll sich eine Region ohne diese Menschen entwickeln?
Sie haben die Region zehn Jahre lang geführt, kennen die Menschen. Wie kann man jetzt am besten helfen?
KURAT: Neues kann nur von Innen kommen, von der Bevölkerung selber. Als Verantwortlicher müsste man jetzt eine starke Plattform schaffen, auf der die Betroffenen miteinander reden können. Und man muss den Menschen zuhören und ihre getroffenen Entscheidungen mit allen Mitteln unterstützen.
Wo liegen die Potenziale des Görtschitztales?
KURAT: Das sind in erster Linie die Bewohner. Die haben eine enorme Stärke, tiefe Wurzeln und Kraft. Die Jahrtausende alte Kulturgeschichte der Region ist einzigartig, die Menschen auch. Ich habe diesen positiven Geist damals gespürt, ich spüre ihn auch heute noch. Man muss auch die Organisation der Region hinterfragen. Vielleicht waren einige Leute zu egoistisch. Die Menschen haben die Verbindung zur Organisation verloren. Als Regionalmanager darf man keine eigenen Interessen in der Region haben.
Schwächt sich die Region nicht auch selbst, wenn zum Beispiel die Gemeinde Hüttenberg das Haus von Heinrich Harrer verkaufen will?
KURAT: Natürlich. Da verschrottet man ja sprichwörtlich Geschichte und Zukunft. Bitte, wo schauen denn da alle hin?
Wo sehen Sie die Region in zehn Jahren?
KURAT: Ich bin optimistisch und glaube an die Region. Weil ich an die Menschen in dieser Region glaube.