Gerade erst ist es hell geworden im Görtschitztal, aber schon vor einer halben Stunde sind die Männer jenes Arbeitstrupps ausgerückt, der seit 14 Tagen HCB-belastetes Futter aus den Ställen der Bauern des Tales holt. „Mit zehn Maschinen sind wir unterwegs: Ballenpresse, Traktor mit Ballenzange und Ballenträger, Heukräne und Hoftruck“, erklärt der Koordinator der Aktion in der früh vor dem Firmenareal der w&p- Zementwerke in Klein St. Paul. Mit seinem Namen will er nicht in die Zeitung. Er ist Landwirt, selbst ein Betroffener des HCB-Skandals, und beschäftigt bei den w&p-Zementwerken. Aber eines will er unbedingt geschrieben haben: „Wir wollen das Tal sauber bekommen.“
„Der ganze Haufen muss raus“, erklärt Josef Tatschl, Vorarbeiter bei der Firma Holz Klade. Heute arbeitet er auf dem kleinen Hof in Lölling. Der Heustadl ist voll. Die Arbeiter der Firma, ein Forstdienstleistungsunternehmen, erledigen die manuelle Arbeit. Unterstützt werden sie vom Maschinenring. Die Männer tragen Mundschutz. „Sicherheitshalber gegen die Farmerlunge, die vom Staub kommt“, sagt Tatschl.
Bis Mitte Februar will man mit dem Austausch des Futters fertig sein. Man hofft auf kaltes Winterwetter. Wird die Tauwettersperre auf den Gemeindestraßen erlassen, kommt man nicht mehr zu den Höfen. Das Werkzeug kratzt über den Heuboden, das Futter wird nach draußen befördert. „Das ist rotes Heu“, sagt Tatschl mit Blick auf den Inhalt des Stadls. „Man hat ein Ampelsystem eingeführt. Grün, Gelb, Rot.“
Entsorgen, verbrennen
Berndt Schaflechner, bei den w&p-Zementwerken für die Betriebsleitung Zement zuständig, erklärt die Ampelregelung. Und beginnt gleich mit der guten Nachricht: „Deutlich mehr als die Hälfte des Futters im Görtschitztal ist unbelastet.“ Sogenanntes gelbes Heu liegt nahe am Grenzwert – 0,1 Milligramm pro Kilogramm Futter. Das Land empfiehlt seine Entsorgung. Rotes Heu liegt darüber und muss entsorgt werden. Über dem Grenzwert belastetes Futter wird bei Wietersdorfer zwischengelagert und dann verbrannt.
Schadet das Wegschaufeln des „roten“ Heus wegen der Staubentwicklung der Gesundheit? Walter Uitz, der als Helfer am Hof dabei ist, reagiert auf die Frage gelassen: „Das ist halt so, wenn man Landwirt ist.“ Und die Tatsache mit dem HCB im Heu? Uitz lächelt: „Schauen wir mal.“
Das Heu aus dem Stall wird mit der Ballenmaschine gepresst, verladen und zu w&p gebracht. „Rund 3000 Siloballen dürften wir bis jetzt entsorgt haben“, schätzt Tatschl. Das Ersatzfutter wird angekauft: „Im Regelfall wird aus Italien Bio-Luzerne importiert“, sagt Albert Kreiner, HCB-Koordinator des Landes. Luzerne ist eine Nutzpflanze, die man auch als „Ewiger Klee“ kennt. Kreiner: „Die Futtermittel sind zertifiziert und werden auch auf HCB getestet.“ Die Überprüfungen werden in Österreich gemacht, bevor das Futter an die Landwirte ausgeliefert wird. „Das läuft über die Landwirtschaftskammer“, erklärt Kreiner.