Seit halb acht in der Früh herrscht auf dem Bauernmarkt in St. Veit reges Treiben. Die Leute stehen dort Schlange, wo Wurst und Speck verkauft werden, packen Gemüse in ihre Einkaufstaschen oder unterhalten sich bei Preiselbeerpunsch und Maroni über alles Mögliche. Bei einem Stand ist es aber ruhiger als sonst. „Viele Leute kaufen bei mir nichts mehr, weil sie Angst haben“, sagt Uwe Zöhrer aus Hochfeistritz. Er verkauft heimische Hirschspezialitäten. Seit Bekanntwerden des HCB-Skandals im Görtschitztal (wir berichteten) hat er ein Umsatzminus von bis zu 60 Prozent. „Die Leute schauen einen oft an, als ob man Gift verkauft und ein Schwerverbrecher ist“, sagt Zöhrer. Dabei wurden seine Produkte schon getestet und sind in Ordnung: „Ich warte nur mehr auf die schriftlichen Unterlagen. Dann kann ich sie am Stand anbringen, damit die Leute es mir auch glauben.“ Stefan Tamegger würde die Hirschprodukte dennoch kaufen: „Ich kenne den Herrn und habe Vertrauen. Aber man wird natürlich allgemein skeptischer.“ Karoline Petscharnig kommt aus Brückl. Sie ist trotzdem da, obwohl die Landwirtschaftskammer ihr und anderen geraten hat, nicht auf den Markt zu fahren, bis alles geklärt ist. „Ich habe dann aber gesagt: Wovon soll ich denn leben?“ Sie verkauft dieses Mal aber nur Brot: „Den Topfen habe ich mich nicht mitnehmen getraut, da noch das schriftliche Testergebnis aussteht.“ In der Milch wurde schon mal nichts gefunden, also gehe sie auch beim Topfen davon aus. Umsatzrückgang merke sie aber keinen. Der Honig aus Mölbling, den Anna Bierbaumer verkauft, wird erst getestet: „Wir befürchten jedoch nichts. Aber natürlich fragen die Leute mehr nach, von wo der Honig kommt und wo die Bienenstöcke stehen.“