Ein St. Veiter Ehepaar hat vier Kinder im Alter von vier, sechs, neun und elf Jahren. Die Frau ist Hausfrau und kümmert sich um den Nachwuchs. Der Vater ist KFZ-Mechaniker und derzeit arbeitslos. Er hat eine Anstellung in Aussicht, benötigt dafür aber die Meisterprüfung. Die Kurskosten können teilweise vom AMS übernommen werden, aber auch den restlichen Betrag kann die Familie nicht aufbringen. „Miete, Strom und andere Fixkosten können gerade noch gedeckt werden. Extras sind schon lange nicht mehr drin. Vor allem belastet mich, dass wir unseren Kindern nicht viel bieten können“, sagt die Mutter.
Um seinen Kindern ein gutes Vorbild sein zu können, hat der Vater nun um finanzielle Unterstützung für die Kurskosten bei der Caritas angesucht: „Wenn ich wieder arbeiten könnte, würde alles besser werden.“ Dies ist ein Schicksal von vielen. „In Kärnten sind laut Statistik 90.000 Menschen armutsgefährdet, diese Zahl macht auch vor den ländlichen Regionen nicht Halt“, weiß Cornelia Leitner, Pressesprecherin der Caritas Kärnten. Für den Bezirk St. Veit wurde daher eine regionale Sprechstunde eingerichtet, die immer am ersten Donnerstag im Monat stattfindet.
Caritas-Shop in Planung
Um weitere Hilfe anbieten zu können, soll im nächsten Jahr auch ein Caritas-Shop eröffnet werden. Hier kann man dann beispielsweise Bekleidung günstig kaufen oder diese über Gutscheine, die von der Sozialberatung vergeben werden, erwerben. Leitner hofft auch auf Hilfe seitens der Bevölkerung: „Wir suchen derzeit Menschen aus dem Bezirk, die bei den Projekten ehrenamtlich mitarbeiten möchten, und freuen uns daher über jeden, der sich bei uns meldet.“
Gründe unterschiedlich
Die Gründe für Armut sind laut Leitner unterschiedlich: Gerade Themen wie Mobilität führen im ländlichen Raum zu Problemen, denn viele Menschen sind auf ein Auto angewiesen, können es sich aber nicht leisten. Solche Fälle sind auch Silvia Radaelli, Leiterin des Sozialwesens auf der Bezirkshauptmannschaft, bekannt: „Armut entsteht natürlich durch Arbeitsverlust, und einer daraus resultierenden Verschuldung. Die Spirale nach unten lässt sich dann sehr schwer aufhalten. Es kommen leider oft Alkohol, Drogen und Spielsucht dazu, die Beziehung oder Ehe scheitert, die Wohnung ist nicht mehr leistbar und so weiter.“
Ansuchen sind gestiegen
Die Menschen suchen dann um die soziale Mindestsicherung an: „Im Jahr 2014 hatten wir durchschnittlich in einem Monat zwischen 350 und 390 Personen, die soziale Mindestsicherung beziehen oder bezogen haben. Im Vorjahr waren es zum Vergleich zwischen 260 und 290 Personen“, berichtet Radaelli. Das Kärntner Mindestsicherungsgesetz regelt dabei die Richtsätze, welche es unter anderem für Alleinstehende, Alleinerzieher oder Kinder mit und ohne Familienbeihilfe gibt. Im Kärntner Chancengleichheitsgesetz werden die Leistungen für beeinträchtigte Personen mit eigenen Richtsätzen geregelt. Die Antragsteller werden dabei immer jünger, weiß Radaelli: „Die Jüngeren haben oft keine Ersparnisse, auf die sie zurückgreifen können, die Hemmschwelle ist sehr niedrig. Nicht, dass die Älteren die Voraussetzungen nicht hätten, aber die meisten versuchen erst einmal selbst zurechtzukommen, solange es geht. Viele ältere Personen schämen sich einfach. Obwohl wir versuchen, diese Scheu zu nehmen.“ Auch Leitner von der Caritas teilt diese Erfahrung: „Die Statistik zeigt, dass viel mehr Menschen auf Hilfe angewiesen sind, als zu uns kommen.“
50 Prozent der Mindestsicherungsbezieher kommen dabei aus der Bezirksstadt, die anderen 50 teilen sich in erster Linie auf die größeren Orte, wie Althofen, Friesach, Brückl, Liebenfels auf.