Das Spittaler Stadtmarketing ist euphorisch: „Endlich gibt die international renommierte Künstlerin Ute Gfrerer wieder ein Konzert in Spittal.“ Am Sonntag lockt die in Boston (USA) lebende Sängerin mit dem Pianisten Christian Koch und Saxofonist Edgar Unterkirchner im Spittl auf „Die Wege der Liebe“. Auf dem Weg zur Probe war kurz Zeit für ein Telefoninterview.
Sie planen einige Überraschungen für den Abend. Verraten Sie eine im Voraus?
UTE GFRERER: Dann wären es ja keine mehr. Und sehr wahrscheinlich werde ich auch einen Überraschungsgast haben.
Das Thema Liebe in allen Facetten ist Thema, von der Klassik bis zur Filmmusik. Und Sie singen auch den Broadway-Weill.
GFRERER: Ich lebe seit zehn Jahren in Boston, in der Zeit ist Kurt Weill so etwas wie eine Spezialität von mir geworden. Er hat in drei Ländern, für drei Sprachen und eigentlich in drei Stilen geschrieben. In Österreich und in Deutschland ist der Broadway-Weill nicht so bekannt.
Was unterscheidet die drei Weill-Stile?
GFRERER: Nun, der deutsche Weill ist bedingt durch die Brecht-Texte sehr eckig, kantig und scharf, während der Broadway-Weill weicher, charmanter und auch romantischer ist. Weill hatte einfach ein ausgezeichnetes Gespür für die Sprache, auch für die französische. In Spittal singe ich ein gemischtes Programm, etwas aus der Dreigroschenoper, Hildegard Knef, Édith Piaf. Man muss das Publikum auf Trab halten. Zuletzt, vor drei Jahren in Gmünd, hatte ich das sehr schwere Thema „Holocaust“. Das hat keiner von mir erwartet, da man mich hier eher als Operettensängerin gekannt hat.
Singen Sie eigentlich noch Operette?
GFRERER: Davon habe ich für mich selber eine Überdosis bekommen. Und in Amerika ist die Operette auch nicht so präsent. Aber in Spittal singe ich sogar Lehár.
Am 15. August spielen Sie in der „Dreigroschenoper“ bei den Salzburger Festspielen. Nervös?
GFRERER: Sehr. Vor drei Jahren habe ich schon einmal bei den Salzburger Festspielen gesungen, die alte Papagena in der Oper „Das Labyrinth“ (Anm. eine Fortsetzung der Zauberflöte). Die Polly ist natürlich eine gewichtigere Rolle. Ich freue mich, auch diese Seite von mir zeigen zu können.
Der Komponist HK Gruber steht in der Produktion als Peachum auf der Bühne.
GFRERER: Ja, das ist etwas Besonderes. Nali Gruber ist mein großer Mentor, von ihm habe ich viel über Weill gelernt.
War der 50. Geburtstag für Sie ein einschneidendes Datum?
GFRERER: Nein, das ist total okay. In meinem Job grassiert zwar auch der Jugendwahn, aber als ältere Sängerin habe ich den jüngeren schon durch meine Erfahrung viel voraus.