Passend in die Fastenzeit und anlässlich des Welttheatertages (27. März) hatte die "theateroffensive kötschach/mauthen" mit der Leitung von Günther Marizzi die „Pustertaler Theatergemeinschaft“, mit der schon seit langem beste Kontakte gepflegt werden, zu einem Gastspiel ins Obere Gailtal eingeladen.
Das außergewöhnliche und auch umstrittene Einmann-Stück „Ich, ein Jud! Verteidigungsrede des Judas Ischarioth“ des deutschen Autors Walter Jens (Dramaturgie und Regie Alfred Meschnigg) ist ein Plädoyer für die Rehabilitation des Bösewichts. Er lässt Judas als einen Zeitreisenden, einen Untoten, an der Überlieferung seiner fragwürdigen Rolle verzweifelnden Menschen, im HEUTE das Wort ergreifen. Was wäre gewesen, hätte er seine Einwilligkeit zum Verrat NICHT gegeben? Kein Christentum, keine Kreuze auf den Kirchen, keine Glaubenskriege, kein Hass auf die Juden, kein Antisemitismus, keine Progrome...
In einer 50minütigen wortreichen Selbstzerfleischung bat ein grandioser Peppe Mairginter um Verständnis für sein Handeln. Er spielte nicht den Judas, er WAR Judas. Langanhaltender Applaus für eine vielbeachtete und vieldiskutierte Ausformung eines anderen Judasbildes.