Warum war es vor 50 Jahren notwendig, das Europahaus Klagenfurt zu gründen?
NIKOLAUS LANNER: Glühende Europäer wie Johann Felsberger oder Karl Fritz waren 1965, lange vor einer Zugehörigkeit zur Europäischen Union, aktiv, das Europahaus als parteiunabhängige Bildungseinrichtung zu gründen. Wir sind Teil der Österreichischen Föderation der Europahäuser.

Was sind die wichtigsten Eckpfeiler in den 50 Jahren?
LANNER: Nach bescheidenen Anfängen im Schloss Annabichl stand das Europahaus vor 17 Jahren, als ich den Vorsitz übernommen habe, kurz vor dem Zusperren. Die Wiederbelebung ist aber gelungen. Wir haben dank Sponsoren, Land Kärnten und Stadt Klagenfurt ein Jahresbudget von 400.000 bis 500.000 Euro und unseren Standort in der Reitschulgasse in Klagenfurt. Auch Brüssel fördert unsere Aktivitäten. Die großen Stationen wie EU-Beitritt Österreichs vor 20 Jahren, Euro-Einführung, EU-Erweiterung aber auch das Europabewusstsein wurden und werden von uns maßgeblich mitgestaltet.

Was konnte bewirkt werden?
LANNER: Wir arbeiten eng mit dem Landesschulrat zusammen. Die Jugendarbeit war und ist uns sehr wichtig. Es gibt in allen Bezirken an allen Schultypen die „Kärntner Europa-Cafes“. Das Internationale Jugendprojekt findet heuer zum 17. Mal in Kärnten statt: Junge Leute sehen Europa als Chance, nützen die Austausch- und Bildungsprogramme. Wir wollen bewirken, dass die Leute europäisch denken und sich für Europa einsetzen.

Ihr Herzensprojekt?
LANNER: Stolz bin ich darauf, dass Präsidium, Vorstand und Kuratorium des Europhauses Klagenfurt mit Vertretern aus allen Parteien und Wirtschaft besetzt sind. Uns ist auch gelungen, dass Europa ab der fünften Klasse Mittelschule fixer Unterrichtsbestandteil wird und dass EU-Abgeordnete wie Kommissäre vor dem Parlament in Wien reden dürfen. Für den Kärntner Landtag fordern wir das noch ein.

Wird auch die dramatische Flüchtlingsthematik Thema für die Europahäuser?
LANNER: Das wird auf jeden Fall Thema für den internationalen Verband der 70 Europahäuser.

Im Jubiläumsjahr denken Sie nach 17 Jahren Vorsitz ans Aufhören?
LANNER: Ich werde zum Ende dieses Jahres emeritieren aber dem Europahaus nicht ganz verloren gehen. In der Tradition meiner bäuerlichen Lesachtaler Herkunft werde ich für eine geordnete Hofübergabe sorgen. (Als Nachfolger im Gespräch ist ein ehemaliger EU-Abgeordneter, Anm.)