Sie sind moderne Nomaden auf höchstem Niveau – die guten ORF-Leute wie Peter Fritz. Mal in Amerika, davor in Israel. Derzeit in Berlin und demnächst als Büroleiter in Brüssel.

Der Villacher ist jetzt 53 und kann sich gut erinnern, warum er Journalist werden wollte: „Damals hat ,profil‘ mit dem Aufdecken begonnen und von Autoren wie Alfred Worm ist eine große Faszination ausgegangen. Den Mächtigen auf die Finger schauen zu können, war eine spannende Perspektive.“

Den Karriere-Turbo zündete der frühere Innenpolitik-Redakteur 1991, „als ich mich schnell meldete, um während des Golfkriegs aus Israel zu berichten“. Schon zuvor hatte er den Mauerfall 1989 live in Berlin erlebt. Wohin es ihn auch verschlug, er hat ein Bonmot dafür übrig. Bonn? „Eine nicht gerade pulsierende Metropole, die auf Adenauers Betreiben mehr zufällig zur Hauptstadt wurde.“ Washington? „Eine weitere Kleinstadt, die – ähnlich wie bei Adenauer – durch Washingtons Wunsch zur Hauptstadt wurde.“ Dort sagen Insider übers Polit-Geschäft: „Die Leute schauen jeden Tag aus dem Fenster, um zu sehen, wer gerade zur Guillotine geführt wird.“ Fritz zitiert Kennedy: „Washington verbindet den Charme des Nordens mit der Effizienz des Südens.“

Wien? „Anders als in den USA hängen von Entscheidungen in Wien nicht die Leben von tausenden Menschen und mögliche Kriege ab.“
Die Stelle als Ressortleiter „Ausland“ bei der ZiB 2003 in Wien war ein Aufstieg. Warum wurde er dann 2007 wieder Korrespondent? Das ist nicht gerade sein Lieblingsthema: „In Wien rühren viele Köche im Brei.“

Im März 2015, also nach acht Jahren Berlin, geht er als Leiter des sechsköpfigen ORF-Büros – darunter drei Kärntner – nach Brüssel. Ist das nicht fad? „Ich freue mich auf das Raumschiff EU, diesen halben Quadratkilometer voller Politiker, Beamter, Lobbyisten und Medien, auf dem sich alles abspielt.“
Er hat sich Großes – EU-Kritiker würden sagen: Unmögliches – vorgenommen: „Das ist ein riesiges Spinnennetz mit 28 Fäden aus den Mitgliedsstaaten. Weitere Fäden aller möglichen Gruppen kommen von oben, unten, vorne, hinten. Ich möchte verstehen und vermitteln, wer warum an welchen Fäden zieht und auf welche Knöpfe drückt.“