Frau A. ist 43 Jahre alt und alleinerziehende Mutter. „Es ging alles gut, bis ich vor einigen Monaten meine Arbeit verlor. Durch die finanziellen Einbußen konnte ich nicht alle Zahlungen fristgerecht begleichen. Jetzt habe ich Schulden bei meinem Vermieter. Schon im Juni konnte ich eine Ratenzahlung vereinbaren. Aber auch die kann ich mittlerweile nicht immer zeitgerecht bezahlen“, berichtet die Feldkirchnerin. Ihr ältester Sohn hilft mit, wo es geht. Aber auch er ist derzeit arbeitslos. „Am schlimmsten für mich ist, dass ich meinen zwei Jungs nicht das bieten kann, was ich gerne würde. Jetzt muss mein älterer mithelfen, dass wir alle über die Runden kommen“, sagt sie beschämt. „Ich frage mich jetzt schon, wie ich im Winter heizen und was ich zu Weihnachten unter den Christbaum legen soll.“ Die verzweifelte Mutter suchte letztendlich die Caritas auf und bat um Hilfe für die Miet- und Stromzahlungen. „In Kärnten sind laut Statistik 90.000 Menschen armutsgefährdet, diese Zahl macht natürlich auch vor den ländlichen Regionen nicht Halt“, sagt Cornelia Leitner, Pressesprecherin der Caritas Kärnten.
Caritas-Shop in Planung
Um auch in den Bezirken vermehrt Hilfe anbieten zu können, soll im nächsten Jahr ein Caritas-Shop in Feldkirchen eingerichtet werden. Hier kann man dann beispielsweise Bekleidung günstig kaufen oder diese über Gutscheine, die von der Sozialberatung vergeben werden, erwerben.
„Weiters möchten wir eine regionale Sprechstunde für Hilfe suchende Menschen einmal im Monat organisieren“, sagt Leitner. die auch auf Hilfe seitens der Bevölkerung hofft: „Wir suchen derzeit Menschen aus dem Bezirk, die bei den Projekten ehrenamtlich mitarbeiten möchten, und freuen uns daher über jeden, der sich bei uns meldet.“
Die Gründe für Armut sind laut Leitner unterschiedlich: „Gerade Themen wie Mobilität führen im ländlichen Raum zu Problemen, denn viele Menschen sind auf ein Auto angewiesen, können es sich aber nicht leisten.“ Aber auch eine einfache Badezimmerrenovierung kann Menschen aus dem finanziellen Gleichgewicht bringen, wie der Fall einer 78-jährigen Pensionistin aufzeigt: Dass die Feldkirchnerin in ihrem Alter noch einmal in finanzielle Bedrängnis kommen könnte, hätte sie nie gedacht. Der notwendige Umbau des Bades, sodass dieses barrierefrei ist, war ausschlaggebend. „Mit meiner kleinen Pension und dem Pflegegeld muss ich ohnehin schon gut haushalten“, erzählt die Frau. Dem Vermieter ist es nicht möglich, sie zu unterstützen, noch dazu stellte man im Zuge der Umbauten starken Schimmelbefall fest. Die Entfernung desselben und die neue Fliesenlegung sprengte das Budget von Frau F. bei Weitem.
Tendenz steigt an
Solche Fälle sind auch Franz Kogler, Sozialamtsleiter der Bezirkshauptmannschaft, bekannt: „Man muss jeden Fall individuell behandeln, das geht gar nicht anders. Die Anfragen für Mindestsicherungen sind bei uns im Vergleich zu den letzten fünf Jahren um zehn Prozent gestiegen.“ Die Gründe dafür liegen für Kogler dabei klar auf dem Tisch: „Das Einkommen stagniert, Miete, Strom und Lebensmittel werden teurer. Rutscht man dann einmal ins Minus, ist man immer hintennach.“ Fakt ist aber auch, dass viele Menschen vor lauter Schamgefühl gar nicht erst um Hilfe bitten wollen. „Es kommen mehr Menschen aus der Stadt Feldkirchen zu uns, als aus den ländlichen Regionen. In der Stadt ist die Anonymität doch größer. Auf dem Land kennt jeder jeden, da ist das Schamgefühl wesentlich höher“, erklärt Kogler.
Auch Leitner von der Caritas teilt diese Erfahrung: „Die Statistik zeigt, dass viel mehr Menschen auf Hilfe angewiesen sind, als zu uns kommen. Hier ist vor allem wichtig, dass man diesen Menschen die Scheu nimmt.“