Seit Sommer 2012 wird in Klein St. Paul Blaukalk aus der Kalkdeponie der Donau Chemie verbrannt, Mittwochabend wurde öffentlich gemacht, dass dabei giftiges Hexachlorbenzol (HCB) emittiert wurde und in Futtermittel und Kuhmilch gelangte.
Aus einem Protokoll der Landesregierung vom 13. November 2014 wird deutlich, wie lange die Kontaminierung von Lebensmittel mit HCB bereits bekannt war. Am 25. März dieses Jahres wurde die Lebensmittelaufsicht erstmals informiert, dass bei einer Probe Bio-Ricotta der Sonnenalm-Molkerei, die im Auftrag der Firma Karnerta untersucht wurde, der HCB-Wert erhöht war. Weil der Grenzwert von 0,01 mg/kg nicht überschritten wurde, erfolgte auch kein Rückruf der Produkte. Ungefähr zur selben Zeit wurden bei Rewe „Ja natürlich“-Tortelloni Spuren von HCB festgestellt. Auch dieses Messergebnis – unter dem Grenzwert – wurde der Kärntner Lebensmittelaufsicht mitgeteilt, das Produkt aus dem Handel genommen.

Die Aufsicht ließ weitere Rohmilchproben entnehmen und diese von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) untersuchen, bei zwei Proben wurden die Grenzwerte überschritten, woraufhin die Sonnenalm-Molkerei den Betrieben „die Anlieferung von Milch verweigerte“. Damals ging man noch von Pestizidrückständen im Boden als Verursacher aus.
Im April wurde die Veterinärdirektion des Landes und die Abteilung für Land- und Forstwirtschaft informiert, am 18. April der Leiter der Umweltabteilung Harald Tschabuschnig, dass erhöhte Werte von HCB in Futtermitteln und Milch festgestellt wurden: „Je weiter entfernt die Proben von Wietersdorf entnommen wurden, desto geringer sind die Analysewerte.“ Trotz des Hinweises schien niemand an das dortige Zementwerk gedacht zu haben. Laut Auskunft der Wietersdorfer sei die Werksleitung von Anrainern (!) über Schadstoffe informiert worden – und das erst am 10. Oktober.

Umweltlandesrat Rolf Holub (Grüne) geht davon aus, dass die Wietersdorfer seit 2012 HCB emittieren. Erst am 6. November erfuhr man in der Regierung, dass industrielle Emissionen für den Umweltskandal verantwortlich seien. Der Empfehlung, die Öffentlichkeit zu informieren, kam man aber erst drei Wochen später nach.
Die Donau-Chemie in Brückl, deren Deponie geräumt wird, betont dass auch w&p über die Zusammensetzung des Blaukalks informiert war. Die Existenz des Umweltgifts HCB ist zudem aus dem Altlastenkataster für alle ersichtlich.
Dennoch sagt w&p-Werksleiter Berndt Schaflechner, die Ursachen der HCB-Emissionen seien unklar: „Hätte man davon gewusst, hätten ja auch die Behörden Messungen vorgeschrieben.“ Und das geschah offenbar nicht.
Christian Ragger (FPÖ), Konsumentenschutzreferent des Landes, vergleicht den Görtschitztaler Umweltskandal mit Magdalen: „Nicht einmal das Zellstoffwerk war so eine große Umweltgefahr.“ Ragger fordert eine lückenlose Aufklärung und denkt über einen Untersuchungsausschuss nach.