Einen Traktor können sich die Bauern auf dem Berg Entoto nicht leisten. In mehr als 3.000 Metern Höhe, hoch über der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, bestellen sie ihre Felder wie eh und je mit dem Ochsenpflug. Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt, doch auf dem Berg Entoto hat ein ehrgeiziges Projekt für eine bessere Zukunft seinen Anfang genommen.

Seit ein paar Monaten sind hier die ersten beiden Teleskope des äthiopischen Weltraumprogramms in Betrieb. "Am Anfang hielten die Leute uns für verrückt", erinnert sich Solomon Belay, der Direktor des Observatoriums, an den jahrelangen Kampf für das erste Raumfahrtprogramm in Ostafrika. "Der Regierung ging es vor allem darum, die Ernährung zu sichern." Sich mit den Sternen zu beschäftigen, schien vielen angesichts der großen Armut als überflüssiger Luxus. Der Professor für Astrophysik ist da anderer Ansicht: "Armut darf kein Hinderungsgrund sein für ein solches Programm - im Gegenteil." Wer die Wissenschaft fördere, trage zur Entwicklung des Landes bei, ist Belay überzeugt.

Von Geschäftsmann finanziert

Finanziert hat das 2,7 Millionen Euro teure Observatorium der äthiopisch-saudiarabische Geschäftsmann Mohammed Alamoudi. Es beherbergt zwei Teleskope und einen Spektrografen zur Messung elektromagnetischer Strahlung. In erster Linie wird das Observatorium von den Astronomie- und Astrophysikstudenten der Universität in Addis Abeba genutzt, die für ihre Ausbildung nun nicht mehr ins Ausland reisen müssen.

"Unser größtes Anliegen ist, dass sich die junge Generation mit Wissenschaft und Technologie befasst", sagt Abinet Ezra von der Äthiopischen Raumfahrtgesellschaft (ESSS). "Wissenschaft ist Teil jeglicher Entwicklung, ohne Wissenschaft und Technologie können wir gar nichts erreichen."

In der Regenzeit verdunkeln auf dem Entoto oft dicke Wolken den Blick in die Sterne. Auch die Lichter der Hauptstadt stören. Mit anderen Observatorien, wie zum Beispiel dem in Südafrika, kann das äthiopische nicht mithalten. Aber es gibt bereits Pläne für eine weitere Sternwarte nahe Lalibela im Norden - weitab vom Licht der Großstadt. Inzwischen ist auch die Regierung vom Sinn eines eigenen Weltraumprogramms überzeugt und plant, binnen fünf Jahren einen äthiopischen Satelliten ins All zu bringen. Der soll helfen, Kommunikationsmöglichkeiten zu erweitern und Anbauflächen zu überwachen.

Raketentest geplant

Am Äthiopischen Technologieinstitut in der Stadt Mekele planen Wissenschafter den ersten Test einer Rakete, die mehr als 30 Kilometer hoch in den Himmel fliegt. Vom Weltall ist sie damit noch weit entfernt, aber ein erster Schritt Richtung Raumfahrt ist gemacht. "Wir haben es nicht eilig, in die Tiefen des Alls vorzudringen", sagt Astrophysiker Belay.