Im Vorjahr verunglückten in Österreich 2.600 Kinder bei Verkehrsunfällen. Es wurden 2.589 Verletzte und elf Todesopfer registriert. Am Donnerstag wies der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) in einer Aussendung darauf hin, dass rund 80 Prozent der Verkehrsunfälle mit Kindern nicht am Schulweg, sondern in der Freizeit geschehen. Der VCÖ fordert ein kindgerechteres Verkehrssystem.

Die Ferienzeit sei leider auch Unfallzeit für die Kinder in Österreich, hieß es. Auf Basis von Daten der Statistik Austria zeige sich, dass im Vorjahr im Juli und August 551 Kinder bei Verkehrsunfällen in Österreich verletzt worden seien, ein Kind kam ums Leben.

Alle fünf Stunden ein Unfall mit Kind

Im Schnitt verunglückt auf Österreichs Straßen alle fünf Stunden ein Kind bei einem Verkehrsunfall. "Die Zahl der bei Verkehrsunfällen verletzten Kinder ist zwar in den vergangenen zehn Jahren um rund ein Viertel gesunken, aber die Opferzahl ist nach wie vor beschämend hoch", erklärte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer. Im Zeitraum 2006 bis 2015 wurden 30.856 Kinder bei Verkehrsunfällen verletzt, davon 12.550 als Pkw-Insassen, 7.774 als Fußgänger und 6.121 als Radfahrer.

123 Kinder verloren in diesem Zeitraum ihr Leben bei Verkehrsunfällen, 59 davon, und damit fast die Hälfte, verunglückten mitfahrend im Pkw. 39 Kinder wurden als Fußgänger niedergefahren und tödlich verletzt, zehn Kinder kamen zwischen 2006 und 2015 mit dem Fahrrad bei Verkehrsunfällen ums Leben.

"Es gibt nur eine einzige akzeptable Zahl an tödlichen Kinderunfällen und die ist null", betonte Gratzer. Um dieses Ziel zu erreichen, benötige man verstärkte Maßnahmen für ein kindgerechtes Verkehrssystem. Im Ortsgebiet erhöhe Verkehrsberuhigung die Verkehrssicherheit für Kinder. Im Umfeld von Kinderspielplätzen, Freizeitanlagen, Kindergärten und Schulen sollte maximal Tempo 30 gelten. Diese Orte sollten gut und sicher zu Fuß oder mit dem Rad erreichbar sein.

Verbesserungen seien auch bei Straßenübergängen und Kreuzungen notwendig. Derzeit gilt fünf Meter vor Schutzwegen ein Halte- und Parkverbot. Parkende Autos oder Lieferwagen verstellen dadurch immer wieder die Sicht auf Kinder, welche Straßen überqueren wollen. Deshalb trete der VCÖ dafür ein, das Halte- und Parkverbot vor Schutzwegen zumindest auf zehn Meter auszuweiten

Mit Fahrrad am Gehsteig

Auch in einem weiteren Punkt sei die StVO (Straßenverkehrsordnung) zu modernisieren: So wie in Deutschland und der Schweiz sollten Kinder bis zum zehnten Lebensjahr unabhängig von der Größe des Fahrrads am Gehsteig fahren dürfen. Derzeit ist das nur mit einem Rad, das rechtlich als Spielgerät gilt (Reifendurchmesser maximal zwölf Zoll) erlaubt. Auch die Regelung für Tretroller sei zeitgemäß zu gestalten: Wie in Deutschland sollte Kindern das Fahren mit Tretrollern am Gehsteig ohne Begleitperson erlaubt sein.

Laut den Daten der Statistik Austria gab es im Jahr 2015 2.387 Verkehrsunfälle mit Kindern, 461 davon am Schulweg. 2012 waren es beispielsweise 2.751 Unfälle mit Kindern als Beteiligte, davon 530 Schulwegunfälle gewesen.