Nach dem schweren Lawinenunglück in der Wattener Lizum in Wattenberg (Bezirk Innsbruck Land) hat die Polizei die fünf Todesopfer identifiziert. Laut Alpinpolizist Manuel Reindl handelt es sich um fünf tschechische Männer im Alter zwischen 33 und 37 Jahren. Laut den Vernehmungen der Überlebenden dürfte die Lawine eine Fernauslösung gewesen sein, die Skifahrer waren demnach nicht die Verursacher.

Entgegen ersten Meldungen waren am Samstag zwei Skitourengruppen mit insgesamt 20 Teilnehmern im Alter von 30 bis 59 Jahren von der Lizumer Hütte auf den Hohen Geier in den Tuxer Alpen unterwegs, als das Unglück passierte. Unter den Mitgliedern befanden sich zwei Frauen. Eine 36-Jährige erlitt bei dem Lawinenabgang leichte Knieverletzungen, ebenso ein 30-Jähriger Mann. Die beiden konnten das Spital aber bereits wieder verlassen, bestätigte Reindl einen Bericht der tschechischen Agentur CTK.

Lawine nicht selbst ausgelöst

Die Skitourengeher dürften die Lawine nicht selbst ausgelöst haben, teilte der Alpinpolizist mit. Das hätten die Vernehmungen der 15 Überlebenden ergeben. Eine Gruppe von sieben Freeridern, die sich nach erfolgreichem Aufstieg beim Hohen Geier gesammelt hatte, gab an, Setzungsgeräusche gehört und 100 Meter von ihnen entfernt gesehen zu haben, wie sich ein Schneebrett löste. Diese Lawine, die in der Folge noch zwei weitere nach sich zog, riss insgesamt 13 noch im Aufstieg befindliche Wintersportler mit sich, berichtete Reindl.

Sieben davon - sie hatten sich im freien Gelände befunden - seien komplett verschüttet worden. Unter ihnen befanden sich auch die fünf Todesopfer. Eine weitere Gruppe hatte sich in der Nähe eines Steines aufgehalten, "sie hatten dadurch größere Überlebenschancen", so Reindl. Die Verschütteten lagen zwischen 1,20 und drei Meter unter den Schneemassen, hieß es seitens der Polizei.

Die sieben Skifahrer, die den Lawinenabgang beobachtet hatten, sollen sofort einen Alarm abgegeben haben und abgefahren sein, um ihren Kameraden zu helfen. Für die Bergung der Verunfallten standen dutzende Rettungskräfte der Bergrettungs-Ortsgruppen Tux, Wattens und Mayrhofen mit zahlreichen Lawinenhunden, zwei Notarzthubschraubern, einem Helikopter des Innenministeriums und einem des Bundesheeres sowie zahlreiche Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen zur Verfügung.

Die Angehörigen der verunglückten Skifahrer seien bereits über das tschechische Konsulat vom Tod ihrer Familienmitglieder informiert worden, sagte Alpinpolizist Reindl. Die überlebenden Tourengeher seien zum Teil bereits abgereist oder würden noch am Sonntag in ihre Heimat zurückkehren.

Organisator sieht keine Schuld

Der Organisator der Skitour von der Lizumer Hütte in Wattenberg auf den Hohen Geier in den Tuxer Alpen, bei der fünf Wintersportler von einer Lawine getötet und zwei verletzt wurden, hat am Sonntag jede Verantwortung für das Unglück bestritten. Der Tscheche Robin Kaleta sagte gegenüber der tschechischen Nachrichtenagentur CTK, die beiden Gruppen hätten "nicht mehr für ihre Sicherheit tun können".

Auch seien alle 17 verschütteten Freerider komplett mit einer Notfallausrüstung ausgestattet gewesen. Kaleta wies zudem Vorwürfe von sich, die tschechischen Tourengeher hätten die gefährliche Situation ignoriert. Gegenüber CTK betonte er, dass der Lawinenwarnbericht in der Lizumer Hütte, in der ein Teil der Freerider übernachtet hatte, unter einer Höhe von 2.300 Metern eine mäßige Gefahr (Stufe "2" der fünfteiligen Skala) ausgewiesen hätte. Von erheblicher Lawinengefahr sei erst über 2.300 Metern die Rede gewesen. Seiner Information nach hätte die Gruppe diese Höhe nicht überschritten.

"Bei Warnstufe '3' gehen Skitourengeher normalerweise los und auch Freerider fahren", sagte Kaleta. Eine erfahrene Gruppe könne sich bei dieser Lawinengefahr relativ sicher in derartigem Gelände bewegen. Außerdem hätten die Tourengeher beim Aufstieg drei Kompressionstests vorgenommen, um die Stabilität an den betroffenen Stellen zu testen. "Man hätte nicht mehr Vorsichtsmaßnahmen vornehmen können", zeigte sich der Organisator überzeugt.

Der Wirt der Lizumer Hütte, Anton Nigg, hatte hingegen gegenüber dem ORF Tirol betont, er hätte die tschechischen Skifahrer ausdrücklich vor den Risiken der Besteigung des Geiers gewarnt. Er könne aber nur warnen und nicht verbieten, so der Hüttenwirt.

Identifizierung im Gange

Die Identität der fünf getöteten Freerider würden im Laufe des Tages, wahrscheinlich aber erst am Abend, bekannt gegeben. Der Alpinpolizist sprach von fünf getöteten Männern, auf der am Samstag kurzfristig einberufenen Pressekonferenz in Innsbruck hatte der Einsatzstab mitgeteilt, unter den Verunglückten seien Männer und Frauen.

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Nach Angaben der Exekutive waren sie in zwei Gruppen mit zwölf bzw. fünf Mitgliedern gerade im steilen Gelände auf dem Weg von der Lizumer Hütte auf den 2.857 Meter hohen Geier in den Tuxer Alpen unterwegs, als es zu dem Lawinenabgang kam. Das Schneebrett war mehrere hundert Meter breit und ebenso lang. Wie tief die Wintersportler verschüttet wurden, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

Um 12.14 Uhr wurden jedenfalls die Einsatzkräfte alarmiert, offenbar durch eine andere Tourengruppe. Beim Eintreffen der Rettungskräfte hatten sich einige Wintersportler bereits selbst aus der Lawine befreien können. Die letzte Bergung eines Verschütteten fand kurz vor 15.30 Uhr statt.

Von Hüttenwirt gewarnt

Eine Gruppe hatte vor der Tour auf den Geier in der Lizumer Hütte übernachtet, die andere stieß ein wenig später hinzu. Der Hüttenwirt habe die tschechischen Wintersportler mehrfach auf die Gefährlichkeit der Tour hingewiesen und davon abgeraten, sagte Martin Waldhart von der Bergrettung Wattens. Er sprach von einer "absoluten Risikozone", in der sich die Tschechen bewegt hätten.

Im Einsatz standen die Ortsgruppen Tux, Wattens und Mayrhofen der Bergrettung mit zahlreichen Lawinenhunden, zwei Notarzthubschrauber, ein Helikopter des Innenministeriums und einer des Bundesheeres sowie zahlreiche Einsatzkräfte der Balulichtorganisationen.

In Tirol kam es heute  zu weiteren Lawinenabgängen mit Verschütteten.

Weitere Verschüttete

In Tirol sind am Samstagvormittag bei Lawinenabgängen in Obergurgl und in St. Leonhard im Pitztal (beide Bezirk Imst) zwei Personen von einer Lawine mitgerissen und verschüttet worden. Nach ersten Informationen der Polizei konnten beide lebend geborgen werden. Ein im Skigebiet Pitztal verschütteter Skifahrer soll leichte Verletzungen davongetragen haben, die andere Person blieb unverletzt.

In Weerberg (Bezirk Schwaz) hat eine Lawine im Bereich der Weidener Hütte oberhalb des Hobarjochs am Samstagnachmittag ein weiteres Opfer gefordert. Laut Auskunft der Polizei Schwaz wurde eine Person von den Schneemassen verschüttet. Sie wurde geborgen und verletzt in das Krankenhaus Schwaz gebracht. Ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelte, war vorerst unklar. Das Lawinenopfer war Polizeiangaben zufolge mit einer Gruppe von Skifahrern im freien Skigelände unterwegs, als sich gegen 14.00 Uhr eine Lawine löste. Ein Wintersportler wurde mitgerissen, die anderen blieben unverletzt.

In Kühtai wurde gegen 12.30 Uhr ein Snowboarder  verschüttet, berichtet tt.com.

Im Skigebiet Lech am Arlberg (Vorarlberg) wurden ebenfalls zur Mittagszeit vier Skitourengeher _ ein 39-jähriger Bergführer und drei Skitourengeher - von einer Lawine erfasst. Ein 33-Jähriger wurde dabei etwa einen Meter tief verschüttet. Er konnte mithilfe eines Lawinensuchgerätes geortet und von seinen Kameraden geborgen werden. Laut Polizei war er unterkühlt und hatte eine Rissquetschwunde über dem rechten Auge.