Im Rahmen der GGS-Konferenz ("3rd Generations and Gender Conference") diskutieren Wissenschafter über die in knapp 20 Ländern erhobenen umfangreichen Daten zu den Themen Familiengründung, Partnerschaft, Zusammenleben mit Kindern oder über Generationen hinweg, Einkommen, Bildung oder Gesundheit. Im Abstand von vier Jahren werden hier Frauen und Männer im Alter im jungen Erwachsenenalter (von 18 bis 45 Jahren) befragt. Bisher habe sich die Stieffamilien-Forschung vor allem angesehen, wie es den Kindern geht. Die Situation der Eltern wurde dagegen kaum beleuchtet.

Zusammenhänge analysiert

Isabella Buber-Ennser vom Institut für Demographie (VID) der ÖAW hat mit ihrer Kollegin Doris Hanappi analysiert, wie die Lebensformen im Haushalt bzw. die partnerschaftliche Situation mit der Gesundheit zusammenhängt. Unterschieden wurde dabei zwischen jungen Erwachsenen, die noch im elterlichen Haushalt leben, kinderlosen Personen, die in einer Partnerschaft leben, Eltern, die mit der Mutter oder dem Vater ihrer Kinder zusammenleben, den großteils weiblichen Alleinerzieherinnen und Eltern, die in einem Patchwork-Kontext leben.

Gesundheitlich angeschlagen

"Überraschend war für uns, dass Erwachsene, die in einem solchen Patchwork-Kontext leben, öfter gesundheitliche Probleme angaben", sagte Buber-Ennser im Gespräch mit der APA. 14 Prozent der Österreicher in einer Patchwork-Familie erklärten sich gesundheitlich beeinträchtigt, während das nur etwa neun Prozent der anderen Elterngruppe berichteten.

Bildungsunterschiede

"Wir haben aber auch gesehen, dass es Bildungsunterschiede gibt", so die Forscherin. Unter Höhergebildeten verschwand der Unterschied. Die Rate lag durchgehend bei lediglich sechs Prozent. Bei niedriger Gebildeten gaben 16 Prozent der Patchwork-Eltern an, unter gesundheitlichen Problemen zu leiden, während das "nur" auf zehn Prozent der Eltern in "klassischen" Familien zutraf. "Daraus lässt sich schließen, dass Höhergebildete einfach mehr Ressourcen haben, um das möglicherweise schwierigere und spannungsreichere Leben in einer Patchwork-Familie zu meistern", erklärte Buber-Ennser

Alleinerzieher

Unter den Alleinerzieherinnen berichteten sogar 18 Prozent über Gesundheitsprobleme (im Vergleich zu zwölf Prozent mit Partner im Haushalt). Das sei nicht überraschend, da unter ihnen die Wahrscheinlichkeit einer ökonomischen Benachteiligung höher ist und Gesundheit damit stark zusammenhängt.

Bei einem Blick auf finanziell bessergestellte Alleinerzieherinnen "sahen wir, dass der Effekt schwächer wird. Das heißt, vieles liegt an der Kombination Alleinerzieherin mit finanziellen Problemen, was wiederum negativ auf die Gesundheit wirkt", erklärte die Mathematikerin und Demographin. Besser wird die Situation tendenziell, wenn die Befragten in einer Partnerschaft lebten, auch wenn sie keinen gemeinsamen Haushalt führten.

Männer weniger betroffen

Insgesamt sahen sich zwölf Prozent der Frauen in keiner guten gesundheitlichen Position. Unter den Männern gaben das dagegen nur sieben Prozent an.

Unter anderem werden Ergebnisse aus der GGS-Studie auch auf einer weiteren, am Mittwoch beginnenden demographischen Konferenz ("Education and Reproduction in Low-Fertility Settings") in Wien vorgestellt. Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung am Freitag werden mehrere Wissenschafter - darunter auch Buber-Ennser und VID-Direktor Wolfgang Lutz - über den Trend zur Kinderlosigkeit unter höhergebildeten Frauen sprechen. In Österreich bleiben momentan immerhin etwa 30 Prozent der Frauen mit Universitätsabschluss kinderlos, während das bei weniger Gebildeten nur für zwölf Prozent gilt.