Die Bitte des Angeklagten um ein mildes Urteil blieb am Ende erfolglos. Am Landesgericht Salzburg ist am Mittwoch ein 26-jähriger Tschetschene wegen gewerbsmäßiger Schlepperei zu zehn Monaten unbedingter Haft verurteilt worden. Der Mann soll im August binnen zwei Wochen in vier Fahrten insgesamt 17 Syrer von Ungarn Richtung Deutschland geschleust haben. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

"Er ist nicht der klassische Schlepper, der Menschen in Kastenwägen durch Österreich fährt", argumentierte Verteidiger Joachim Schneebauer. "Er hat die Syrer mit dem Auto seines Bruders aus Ungarn geholt und sie mit Essen und Trinken versorgt." Pro Person kassierte der Tschetschene dafür zwischen 150 und 500 Euro. Insgesamt hat er mit den Fahrten 4.200 Euro verdient. Mit dem Geld wollte der Angeklagte den Kauf eines Autos für seine Familie finanzieren. Der in Salzburg lebende Mann ist verheiratet und hat ein sechs Monate altes Kind.

Unbescholten

Erwischt wurde der 26-Jährige auf seiner vierten Schlepperfahrt am 30. August mit fünf Personen im Auto. Bei der Einvernahme vor der Polizei gab er dann auch die drei früheren Fahrten zu. Der 26-jährige ist unbescholten, spricht gut Deutsch und hätte ab November einen Vollzeit-Job in Aussicht gehabt. Er zeigte sich am Mittwoch vor Gericht geständig und entschuldigte sich: "Es war das erste und das letzte Mal."

Trotzdem sah Richterin Anna-Sophia Geisselhofer von einer bedingten oder teilbedingten Strafe ab. "Wir sind angehalten, das streng zu bestrafen." Der Strafrahmen betrage bis zu fünf Jahre, die Schlepperei sei "zu einem Zeitpunkt erfolgt, wo das als großes Problem in Österreich wahrgenommen wurde."

Die Verteidigung und die Staatsanwaltschaft gaben nach dem Urteil keine Erklärung ab. Die Ehefrau des Verurteilten - sie hatte vor dem Verhandlungssaal gewartet - brach nach Prozessende in heftige Tränen aus.