Nach der Einzelanhörung der Verdächtigten wurde von dem Richtergremium am Samstagnachmittag die U-Haft verkündet. Diese war zuvor seitens der Staatsanwaltschaft wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr und möglicher Zeugenbeeinflussung beantragt worden. Die Anklage verwies auf die "außergewöhnliche Schwere des Verbrechens", dem die Flüchtlinge zum Opfer gefallen seien und warf den Männern einen "geschäftsmäßig" organisierten Menschenhandel vor.

Die drei Bulgaren und ein Afghane waren von Einsatzkräften einer Spezialeinheit mit Handschellen gefesselt in den Gerichtssaal in Kecskemet etwa 90 Kilometer südlich von Budapest geführt worden. Einer soll circa 40 Jahre alt sein, die drei anderen zwischen 20 und 30 Jahren. Laut Gabor Schmidt, Sprecher der Staatsanwaltschaft, war der Lkw mit den Flüchtlingen in Kecskemet gestartet. Er habe dann die Flüchtlinge nahe der südlichen Grenze zu Serbien aufgenommen und war dann weiter nach Österreich gefahren.

Der Kühllastwagen mit ungarischem Kennzeichen und dem Logo eines slowakischen Geflügelhändlers war am Donnerstag in einer Pannenbucht an der Ostautobahn (A4) im Bezirk Neusiedl am See entdeckt worden. In dem Fahrzeug wurden 71 Leichen von Kindern, Frauen und Männern gefunden. Die Ermittler gehen davon aus, dass es sich um Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien handelt. Die vier festgenommenen Männer sind nach Einschätzung der Polizei Handlanger eines bulgarisch-ungarischen Schlepperrings.

Von der österreichischen Polizei wurde am Samstag ein Ermittlungsteam nach Ungarn geschickt. Das kündigte Polizeichef Hans Peter Doskozil am Freitagabend in der ORF-Sendung "Burgenland heute" an. An Ort und Stelle sollen erste Abklärungen gemacht werden. Wie viele Beamte aus dem Burgenland nach Ungarn geschickt wurden, war zunächst nicht bekannt.