Jenes vierjährige Mädchen, das Dienstagfrüh in der Wohnung seiner Eltern in Wien-Hernals von ihrer Mutter mit einem Küchenmesser erstochen wurde, starb durch "mehrere Stiche in den Oberkörperbereich". Das hat die Obduktion ergeben. Die Mutter, die unmittelbar danach unter Tatverdacht festgenommen worden war, wurde Mittwochvormittag erstmals polizeilich einvernommen.

Dabei legte die Frau vor der Polizei ein Geständnis abgelegt. "Sie hat den Ermittlern die Vorkommnisse in der Wohnung beschrieben", berichtete ein Polizeisprecher nach der Einvernahme der Frau. Zum Motiv machte die 38-Jährige aber keinerlei Angaben.

"Sie gibt zu, was vorgefallen ist, und hat das Geschehen genau geschildert", sagte Patrick Maierhofer von der Landespolizeidirektion Wien der APA. Auf ihre Beweggründe angesprochen, sei die zweifache Mutter dann aber wieder verstummt. "Sie macht dazu überhaupt keine Angaben."

Die Einvernahme der 38-Jährigen wurde Mittwochnachmittag beendet, die Polizei wird sie voraussichtlich auch nicht mehr befragen. Am Donnerstag soll sie in die Justizanstalt eingeliefert werden.

Bruder holte Hilfe

Der 13 Jahre alte Bruder des Kindes war laut Polizei Ohrenzeuge der Messerattacke geworden und in die Küche der Gemeindebauwohnung gerannt. Seine Schwester lag regungslos in einer Blutlacke, die Mutter (38) sei mit einem Messer danebengestanden. Polizisten fanden die Vierjährige noch lebend vor. Die kurz danach eingetroffene Berufsrettung setzte Reanimationsmaßnahmen und verständigte den Rettungshubschrauber, ein Notarzt musste dann aber noch in der Wohnung den Tod des kleinen Mädchens feststellen.

Die Mutter ließ sich widerstandslos festnehmen, sie machte zunächst überhaupt keine Angaben. Noch nicht begonnen haben die Einvernahmen des Familienvaters, der zum Tatzeitpunkt in der Arbeit war, und des Bruders der Vierjährigen. Sie wurden weiterhin psychologisch betreut.

Die vierköpfige Familie war vor der schrecklichen Bluttat für Polizei und Jugendamt ein unbeschriebenes Blatt. Auch Nachbarn schilderten sie als unauffällig und "normal". Die Wohnung machte einen ordentlichen Eindruck, berichtete ein Polizist vom Tatort. Als ein möglicher Auslöser für die Tat wurden Geldprobleme kolportiert - Wiener Wohnen bestätigte bereits am Dienstag, dass in der Früh zum wiederholten Mal ein Delogierungstermin angesetzt war. Auch von dieser Seite wurde festgehalten, dass es keine Beschwerden über die Familie gegeben habe, Grund für die Maßnahmen waren offenbar Mietrückstände.

Delogierung "Keine Gefahr"

Bei jeder Delogierung, bei der auch Kinder betroffen sind, wird in Wien das Jugendamt informiert. Die Eltern erhalten danach ein einmaliges schriftliches Unterstützungsangebot. Nehmen sie dieses nicht an, erfolgt aber keine weitere Kontaktaufnahme, wie eine Sprecherin der Magistratsabteilung 11 am Mittwoch auf APA-Anfrage erklärte. Denn durch eine Räumung seien Kinder nicht per se gefährdet.

Die Familie stand kurz vor der Delogierung aus ihrer Wohnung. Bereits wenn eine Räumung vor Gericht geht, die diese anordnen muss, wird die Wohnungssicherungsstelle informiert. Diese schickt Informationen über Beratungs- und mögliche Anlaufstellen an die Betroffenen. Danach werden Mieter in Gemeindewohnungen an das Jugendamt (MA 11) weitergeleitet, dieses sortiert die Familien mit Kindern aus.

Eltern erhalten daraufhin ein einmaliges Unterstützungsangebot. Melden sie sich, finden Gespräche statt, bei denen etwa überlegt wird, wohin die Familie nun gehen könne, oder überprüft wird, ob alle staatlichen Zuschüsse ausgeschöpft seien, so die Sprecherin. Es stehe den Familien allerdings frei, dieses Angebot anzunehmen: "Wir gehen davon aus, dass eine Delogierung keine Gefährdung für die Kinder darstellen muss."