Seit 1997 soll ein 53-jähriger Burgenländer als Kundenberater einer Bank laut Angaben des Geldinstituts insgesamt mehr als sechs Millionen Euro veruntreut haben. Am Mittwoch ist er in Eisenstadt deshalb zu fünfeinhalb Jahren Freiheitsstrafe nicht rechtskräftig verurteilt worden. Der Mann soll mehr als 50 Bankkunden geschädigt haben. Zu den Anklagepunkten zählten u.a. Untreue und schwerer Betrug.

Geld vom Kunden verspekuliert

In einem "Schneeballsystem" habe der 53-Jährige einen "Riesenschaden" angerichtet, erklärte die Anklägerin der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft. Der Ex-Banker habe - kurz gesagt - das Geld von Kunden verspekuliert, allerdings ohne deren Wissen und Zustimmung. Um die Malversationen durchführen zu können, habe er auch Karten und Passwörter seiner Kollegen genutzt - ebenso ohne deren Zustimmung, gab er vor dem Schöffensenat zu. Er zeigte sich von Beginn an geständig.

Als Motiv nannte der Mann, dass er sich geniert habe, Anleihen empfohlen zu haben, die schließlich herbe Verluste machten. Statt die Kunden darüber zu informieren, habe er versucht, mit Spekulationen an Geld zu kommen und stopfte damit die Löcher auf den Kundenkonten. Die Staatsanwältin glaubte allerdings, er habe in der Bank gesehen, "dass man aus viel Geld noch mehr Geld machen kann". Er habe wie ein Spielsüchtiger investiert, gezockt und alles verloren. Auch in ihrem Schlussplädoyer sprach sie von Zockerei als Motiv und sagte: "Ich glaube, dass es ihm Spaß gemacht hat."

Der Angeklagte habe aus ihrer Sicht aus "Eitelkeit" gehandelt, Kunden gegeneinander ausgespielt und deren Vertrauen ausgenützt. Die Kunden hätten ihm ihr Geld anvertraut - "er war wer für seine Kunden". "Das Geld von den Kundenkonten war sein Spielkapital." Er habe eine "Casino-Mentalität" auf fremde Kosten ausgelebt.

"Wollte nur Schaden gutmachen"

Dass er sich nicht bereichern wollte, bezweifelte der beisitzende Richter Wolfgang Rauter zunächst. "Was hätten Sie denn gemacht, wenn Sie Gewinn gemacht hätten?", wollte er von dem 53-Jährigen wissen. "Daran habe ich nicht gedacht. Ich wollte nur den Schaden gutmachen. Diese Frage habe ich mir nie gestellt", sagte der Angeklagte.

Sein Verteidiger erklärte, er sei beim Versuch, den durch die Verluste bei den Anleihen entstandenen Schaden gut zu machen, "in eine Sache reingekommen, aus der er nicht mehr rausgekommen ist". Er bat für seinen Mandanten um ein mildes Urteil und die Berücksichtigung seines Geständnisses sowie den Versuch der Schadenswiedergutmachung und der Tatsache, dass sich der Mann nicht selbst bereichert habe.

Die vorsitzende Richterin Karin Lückl hielt dies bei ihrer Urteilsverkündung auch fest, betonte allerdings, dass er das Geld der Kunden wie sein eigenes verwendet habe. Mildernd wertete der Senat unter anderem den ordentlichen Lebenswandel, sein Geständnis und den Beitrag zur Wahrheitsfindung. Erschwerend war der lange Tatzeitraum und die Vielzahl an Geschädigten. Neben der Haftstrafe - die Zeit der Untersuchungshaft von Jänner bis Oktober 2014 wird ihm angerechnet - wurde er auch zur Zahlung von drei Millionen Euro an die Bank verurteilt. Der Angeklagte meldete Rechtsmittelverzicht an. Die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab.