Angesichts 75 getöteter Biker im Vorjahr hat der ÖAMTC den Motorradfahrern zu Beginn der Saison unter dem Motto "Ankommen statt Umkommen" ein defensiveres Agieren empfohlen. Mit Reserven und einem Fahrtechniktraining könnte man Notmanöver erfolgreich durchführen und so auch Fehler anderer Verkehrsteilnehmer ausgleichen, hieß es am Montag in Wien.

Immer mehr Motorräder

Die Zahl der zugelassenen Motorräder steigt kontinuierlich - und trotzdem sind die entsprechenden Unfallzahlen leicht rückläufig. Doch wenn etwas passiert, sind die Folgen oft verheerend, weiß Notarzt Robert Mosser von der ÖAMTC-Flugrettung: Bei knapp drei Viertel der 338 Christophorus-Einsätze mit Biker-Beteiligung waren 2014 mehrere Körperregionen betroffen. Vor allem erwischt es die Extremitäten (45 Prozent), danach zu je einem Drittel den Kopf und den Brustkorb. Für 17 Zweiradfahrer konnten die Helfer nichts mehr tun.

Entgegen verbreiteter Vorurteile ist es nicht unbedingt zu hohes Tempo, das zu den fatalen Unfällen führt. Selbst ein Sturz bei 50 km/h kann laut Mosser sehr ernste Verletzungen zur Folge haben, wenn der Rutscher an einem Pfeiler endet. Ersthelfer sollten auf jeden Fall den Helm vorsichtig abnehmen. "Atmung geht vor!" "Beim Motorradfahren kann man sich keine Fehler leisten", sagte Georg Scheiblauer, Motorrad-Chefinstruktor der ÖAMTC-Fahrtechnik zu den Alleinunfällen, die oft durch Selbstüberschätzung passieren. Bei Kollisionen würden die Zweiräder jedoch zumeist von Autofahrern übersehen, vor allem beim Linksabbiegen. Leider wären sich aber viele Biker dieser gefährlichen Situationen nicht bewusst und würden diese nicht "vorausahnen", um einen entsprechenden Plan B für ein Ausweichmanöver parat zu haben.

Abruptes Ausweichen oder eine Notbremsung müssten allerdings ausreichend geübt werden, damit sie im Fall des Falles automatisch abgerufen werden können, warb Scheiblauer für die Kurse des Touringclubs. Diese werden jedes Jahr von 13.000 Menschen besucht, davon die Hälfte Führerschein A-Neulinge.

Schmerold sprach sich für mehr Praxis in der Führerscheinausbildung aus. Wenig hält man beim Touringclub jedoch von Tempolimits nur für Zweiräder oder Fahrverbote auf bestimmten Strecken. Dies würde nur das Gegenteil bewirken. Wichtig sei eine "Road Safety Inspektion" des niederrangigen Straßensystems, wie dies von der Asfinag regelmäßig für die Autobahnen durchgeführt wird. Viel erhofft man sich nicht zuletzt von der Kampagne "Kopf drehen, andere sehen", mit der man ausdrücklich alle Verkehrsteilnehmer dazu animieren will, sich durch einen Rundumblick davon zu überzeugen, dass niemand übersehen wird.