Der zehntägige Prozess gegen die Bande "La Familia", die vorwiegend im Salzburger Pongau ihre Opfer mit Drohungen eingeschüchtert und teils schwer verletzt haben soll, hat heute, Montag, im Schwurgerichtssaal des Landesgerichtes Salzburg begonnen. Insgesamt 32 Angeklagte nahmen vor Einzelrichterin Christina Rott Platz, rund 80 Zeugen sind geladen.

Die Sicherheitsvorkehrungen waren zu Prozessbeginn enorm. So wurde vor dem Verhandlungssaal eine zweite Sicherheitsschleuse (zusätzlich zu jener beim Eingang ins Gerichtsgebäude) errichtet, durch die sämtliche Prozessbeobachter gehen mussten. Zwei uniformierte Polizisten überwachten diese Kontrolle. Außerdem waren Beamte der Polizei-Sondereinheit Cobra in Zivil sowie mehrere Justizwachebeamte anwesend. Das Medieninteresse am Prozess war erheblich: Rund 15 Medienvertreter befanden sich im Saal. Aber auch das Publikumsinteresse war groß, denn zwei Drittel der Besucherplätze waren belegt.

Personalia erörtern

Seitens der Anklagebehörde nahm Staatsanwalt Marcus Neher an der Verhandlung teil, der den offenbar erkrankten Tomas Schützenhofer vertrat. Anwesend waren auch zwei Opferanwälte, Stefan Rieder und Stefan Launsky, die in Summe sieben Opfer vertreten. Fast die Hälfte der Angeklagten, nämlich 14, waren mit Kurt Jelinek durch ein und denselben Anwalt vertreten. Zu Beginn der Verhandlung mussten heute die Personalia sämtlicher Angeklagter erörtert werden. Alleine das sollte eine erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.

Zur Anklage: Die vorwiegend jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund sollen von November 2013 bis Herbst 2014 rund 50 Gewalttaten hauptsächlich im Bezirk St. Johann im Pongau verübt haben. Bei den Beschuldigten handelt es sich um Türken, Serben, Bosnier, Kroaten, Mazedonier, Bulgaren und Österreicher im Alter von 16 bis 34 Jahren, die alle im Pongau aufgewachsen sind. Nur sechs Angeklagte sind über 21 Jahre alt. Drei der Beschuldigten sollen sich an dem Aufsehen erregenden Platzsturm am 23. Juli 2014 in Bischofshofen beim Freundschaftsspiel OSC Lille gegen Maccabi Haifa beteiligt haben. Dem Trio wird Körperverletzung vorgeworfen.

Der Name der Bande wurde offenbar in Anlehnung an ein mexikanisches Drogenkartell gewählt, obwohl es in der Salzburger Causa keine Anhaltspunkte für einen Suchtgifthandel gab. Im Fokus der Täter standen vor allem Jugendliche, die ebenfalls unterschiedlicher Abstammung waren. Die Straftaten sollen den Ermittlungen zufolge aber nicht aufgrund ihrer Herkunft motiviert gewesen sein. Wer gegen ein Gruppenmitglied war, bekam es laut Staatsanwaltschaft mit Repressalien zu tun. Ihnen wurde per SMS, auf Facebook, am Telefon oder auch mündlich mit Sachbeschädigungen, Körperverletzungen oder gar mit dem Umbringen gedroht.

Einschüchterungen aller Art

Einige Angeklagte verpassten ihren "Gegnern" auch Fußtritte und Faustschläge. Ein Opfer wurde mit einem Schlagring so schwer im Gesicht verletzt, dass es ein Loch im Trommelfell davontrug. Sogar im Straßenverkehr machte man vor den Einschüchterungen nicht halt: Vor den Autos der Opfer wurde abrupt abgebremst, sodass sie zu gefährlichen Bremsmanövern gezwungen wurden. Bandenmitglieder drohten Schülern, man werde nach Unterrichtsschluss vor der Schule auf sie warten, um sie dann zu malträtieren. Die Polizei stellte bei Hausdurchsuchungen im Dezember 2014 einige verbotene Waffen sicher. Zehn Verdächtige wurden damals in U-Haft genommen.

Die Palette der vorgeworfenen Delikte reicht von gefährlicher Drohung, Nötigung, schwerer Sachbeschädigung, Vergehen nach dem Waffengesetz bis zur absichtlich schweren Körperverletzung und Vergehen der kriminellen Vereinigung. Die Staatsanwaltschaft brachte insgesamt vier Strafanträge ein. Die Strafdrohung reicht bis zu fünf Jahren Haft. Wann die Urteile in dem Megaprozess ergehen, war vorerst nicht absehbar. Zunächst letzter Verhandlungstag ist der 13. März.