Schon jetzt liegt die Betreuungsrate bei 25 Prozent. Was heißt: Schon jetzt verbringt ein Viertel aller Kleinkinder – die Rede ist hierbei von den Kleinsten, den unter Zweijährigen – den Großteil des Tages nicht mehr daheim bei Mutter/Vater/Großmutter. Und die Quote, berechnet vom Institut für Familienforschung (ÖIF), wird noch dramatisch ansteigen.

„Im Jahr 2025 dürfte fast die Hälfte dieser Altersgruppe außerhäuslich betreut werden“, gab ÖIF-Statistiker Andreas Baierl jetzt bei einer Veranstaltung zum Thema Kinderbetreuung in Wien bekannt. 2006 war die Betreuungsquote noch bei 12,9 Prozent gelegen.

Wien Spitzenreiter

Die höchste Betreuungsrate hat bei den Kleinstkindern derzeit die Stadt Wien mit 41 Prozent. Dabei werden nicht nur Betreuungseinrichtungen wie Krippen und Krabbelstuben eingerechnet, sondern auch die Tageseltern. Auf den vorderen Plätzen befinden sich auch noch das Burgenland (32 Prozent), Niederösterreich (25 Prozent) und Tirol (23). Salzburg und Vorarlberg (jeweils 22 Prozent) und Kärnten (21 Prozent) halten sich die Waage.

Schlusslichter sind derzeit noch die Steiermark mit 17 und Oberösterreich mit 14 Prozent, Baierl geht davon aus, dass die „Fremdbetreuung“ der Kleinsten aber auch hier in den nächsten Jahren ansteigen wird.
„An Kinderbetreuungsplätzen herrscht aber nach wie vor ein großer Mangel“, kritisiert der Verband für Konsumentenschutz.

„In manchen Regionen ist es fast nicht möglich, sein Kind unterzubringen. Die Suche nach einem geeigneten Platz beginnt schon meist kurz nach der Geburt“, erklärt Lukas Bichl. Besonders arg betroffen seien Handelsangestellte und Schichtarbeiter.

Kaum Männer

Doch nicht nur die Zahl der Kinderbetreuungsplätze ist ein Problem, kritisiert wird auch die mangelnde Zahl an männlichen Betreuern. „Nur ein bis zwei Prozent der Kindergartenbetreuer in Österreich sind männlich“, betont Bildungswissenschaftler Bernhard Koch von der Universität Innsbruck.

Dabei hätten mehr Männer im Kindergarten viele Vorteile, meint Koch: „Immer mehr Kinder wachsen ohne Männer als Bezugsperson auf.“
Das Thema gehöre laut Koch endlich auf die Agenda der Gleichstellungspolitik gesetzt und die Frauenministerin solle sich darum kümmern.

Sinnvoll wären generell auch ein höheres Einstiegsalter in die Ausbildung sowie die Angleichung des Gehalts mindestens auf Lehrerniveau, regt der Bildungswissenschaftler an. Generell müsse die Ausbildung moderner werden.