Das geht aus einer im Fachjournal "Nature Climate Change" veröffentlichten Studie hervor. Dies ändere aber nichts an den Prognosen zum Anstieg des Meeresspiegel, betonen Forscher des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg (NÖ).

Der Meeresspiegel ist im 20. und frühen 21. Jahrhundert um 1,7 Millimeter pro Jahr gestiegen. Angesichts der Klimaerwärmung wird damit gerechnet, dass dieser Trend weiter anhält. Als Gründe dafür haben die Wissenschafter das weltweite Abschmelzen der Eisschilde und Gletscher, die Ausdehnung des immer wärmer werdenden Wassers der Ozeane sowie die steigende Entnahme von Grundwasser durch den Menschen ausgemacht.

Im Vergleich zu den beiden erstgenannten Faktoren sei der Beitrag des Grundwassers und anderer terrestrischer Wasser-Quellen gering, heißt es in einer Aussendung des IIASA. Dennoch steigt angesichts einer immer stärkeren Entnahme von Grundwasser die Sorge, dass sich der durch den Klimawandel verursachte Anstieg des Meeresspiegels verschärfen könnte.

Bisherige Annahmen revidiert

Bisher gingen die Forscher, etwa auch im Weltklimabericht, davon aus, dass nahezu 100 Prozent des entnommenen Grundwassers in den Ozeanen landen. In der neuen Studie, die Rückkoppelungen zwischen Land, Meeren und Atmosphäre einbezieht, wird dieser Wert eher mit 80 Prozent berechnet. Der auf die Entnahme von Grundwasser zurückzuführende Anstieg des Meeresspiegels beträgt damit nur rund ein Drittel des ursprünglich im Weltklimabericht angeführten Werts von 0,38 Millimeter pro Jahr im Zeitraum 1993 bis 2010.

Die neuen Erkenntnisse würden aber nichts an der Tatsache ändern, dass zunehmende Entnahme von Grundwasser zu einem weiteren Anstieg des Meeresspiegels führt. Und Studienleiter Yoshihide Wada vom IIASA erinnert daran, dass eine steigende Grundwasser-Entnahme Auswirkungen abseits der Ozeane hat. "Man kann das im Boden gespeicherte Wasser mit einem Bankkonto vergleichen. Wenn man mehr Geld abhebt als auf das Konto eingezahlt wird, wird man Probleme bekommen." Eine nicht nachhaltige Nutzung des Grundwassers kann in Zukunft zu Problemen bei der Nahrungsmittelproduktion führen, aber auch zu Umweltproblemen wie einer Verschlechterung der Wasserqualität.