Sein letztes Wort sprach Clarence Thomas vor zehn Jahren - zumindest, was seine Teilnahme an mündlichen Verhandlungen am Obersten Gerichtshof der USA angeht. Der konservative Richter ist landesweit bekannt dafür, sich in Schweigen zu hüllen. Die letzte Frage stellte er am 22. Februar 2006.

Seine oft abweichende Meinung in den schriftlich veröffentlichten Urteilen lässt vermuten, dass ihm an Kompromissen oder Überzeugungsarbeit auch nicht viel gelegen war. "Es ist meiner Meinung nach für die Entscheidung eines Falls unnötig, Fragen zu stellen, und ich halte es nicht für hilfreich", sagte Thomas 2013 an der Harvard Law School. Wichtiger sei, den Anwälten zuzuhören. Dass seine Kollegen sich gegenseitig unterbrechen und Anwälte mit Fragen löchern, die oft nicht vollständig beantwortet werden, kritisierte Thomas einst mit dem Vergleich einer beliebten TV-Spielshow: "Wir sehen aus wie 'Familienduell'."

Die Argumente der vortragenen Anwälte kennen die Richter meist, da sie im Voraus stapelweise Schriftsätze zum jeweiligen Streit lesen. Dennoch bieten die Verhandlungen zu strittigen Fragen vor einem Urteil Gelegenheit, den Vortragenden auf den Zahn zu fühlen und zu prüfen, ob ihre Argumente juristisch wasserdicht sind. Nur einmal meldete der 67-Jährige sich in den vergangenen zehn Jahren zu Wort - allerdings nicht, um eine Frage zu stellen, sondern um eine böse Bemerkung über die Elite-Universität Yale anzubringen.