Wie haben Sie die heutige Präsentation empfunden? Sie wussten ja bereits seit Wochen von den Ergebnissen.

Reinhard Prix: Vom wissenschaftlichen Aspekt her wussten wir natürlich schon alles und wir sind seit Monaten damit alltäglich beschäftigt, aber es ist dann doch noch etwas anderes, wenn man das so präsentiert sieht. Da wird einem klar, was das für ein großer Schritt ist.

Wie groß ist dieser Schritt tatsächlich? Es gab ja heute Vergleiche mit dem ersten Blick Galileos durch ein Fernrohr.

Prix: Das ist wirklich wie ein neues Fenster zum Universum. Bis jetzt haben wir das Universum ja nur durch elektromagnetische Strahlung verschiedener Frequenzen beobachten können. Das ist nun eine völlig neue Art, die Dinge zu sehen, die vorher dunkel waren. Als erstes haben wir eine Quelle, mit der wir gerechnet hatten, nämlich zwei Schwarze Löcher. Aber es gibt sehr viele andere Quellen, die wir erwarten, und wo sehr viel interessante Physik drinnen steckt.

Was sind solche anderen Quellen?

Prix: Wir suchen nach einer ganzen Menge, etwa rotierenden Neutronensternen. Dann sucht man auch nach Signalen, die bei Sternenexplosionen entstehen, oder nach dem Hintergrundrauschen von Gravitationswellen, wie es noch vom Urknall übrig geblieben ist. Jedes dieser Signale hat andere Schwierigkeiten was die Suchmethoden betrifft, daher beschäftigen sich auch andere Teams damit.

Kann man tatsächlich jetzt schon aus den aufgefangenen Signalen etwas über die Objekte herauslesen, die diese Gravitationswellen ausgesendet haben?

Prix: Wir können speziell für diese Beobachtung schon etwas sagen, zum Beispiel was die Massen von diesen Schwarzen Löchern betrifft, nämlich jeweils rund 30 Sonnenmassen. Was noch interessanter, aber auch schwieriger festzustellen wäre, ist die Rotationsgeschwindigkeit und -richtung der Schwarzen Löcher. Das ist uns noch nicht gelungen. Wir hoffen, dass das mit anderen Signalen von ähnlichen Systemen gelingen wird, da ist noch sehr viel Physik drinnen, die wir in Zukunft erwarten.

LIGO ist ja nicht das einzige Gravitationswellen-Observatorium, hat man das Signal auch in anderen Einrichtungen gesehen?

Prix: Nein, hat man nicht. Denn das andere große Observatorium, das dafür geeignet wäre, Virgo in Italien, ist noch in der Upgrade-Phase. Auch andere große Detektoren in Japan und Indien sind erst in Bau. Der Geo-Detektor in der Nähe von Hannover ist zwar in Betrieb, wäre für so ein Signal aber gar nicht empfindlich.

Das wird sich in Zukunft ändern, wenn wir dieses weltweite Netzwerk von Detektoren haben. Das wird uns zum Beispiel auch helfen, die Himmelsposition der Quelle der Gravitationswellen genau festzustellen. Mit den zwei Detektoren von LIGO konnten wir nicht sehr genau feststellen, wo das Signal herkommt.

Interview: APA