Zwei Tage nach dem schweren Zugunglück in Bad Aibling in Bayern ist die Zahl der Toten weiter gestiegen. Ein 47-jähriger Mann erlag am Donnerstag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Damit erhöhte sich die Zahl der Todesopfer auf elf. Nach Polizeiangaben galten am Donnerstag noch 20 Menschen als schwer verletzt. Der Gesundheitszustand einiger dieser Verletzten sei nach wie vor ernst.

Zwei Tage nach der Kollision auf dem eingleisigen Abschnitt galten sowohl technisches Versagen als auch Fehler der beiden Lokführer als unwahrscheinlich. Die Inhalte der Blackboxes aus den beiden frontal zusammengestoßenen Zügen zeigten keine Auffälligkeiten, verlautete aus Ermittlerkreisen. Auch an der Signal- und Sicherungstechnik der Strecke sei kein Defekt gefunden worden.

Fahrdienstleiter im Mittelpunkt

Damit rückt der Fahrdienstleiter im Stellwerk zunehmend in den Mittelpunkt. In Ermittlerkreisen hatte es schon zuvor geheißen, Untersuchungen konzentrierten sich auf sein Verhalten. Die eingleisige Strecke sei für beide Züge aus den entgegengesetzten Richtungen frei geschaltet worden. Dies ist technisch eigentlich nur möglich, wenn Sicherheitsschranken übergangen werden.

Da einer der beiden Triebzüge aus zwei Einheiten bestand, hatte er zwei Blackboxen. Eine der beiden muss noch aus dem Wrack geborgen werden. Es gilt aber als unwahrscheinlich, dass sie andere Informationen enthalten könnte als die bereits ausgewertete aus dem gleichen Zug. Einsatzkräfte arbeiten mit zwei Eisenbahnkränen daran, die ineinander verkeilten Zugwracks an der schwer zugänglichen Unfallstelle zu trennen. Die Behörden rechneten damit, dass die Arbeiten am Freitag fortgesetzt werden müssen.

Dabei müsse vorsichtig vorgegangen werden, weil die verkeilten Züge unter hoher Spannung stünden und Einsatzkräfte durch umherfliegende Teile gefährdet werden könnten, erklärte die Polizei. Laut Bahn zunächst die weniger stark beschädigten Wagen an den jeweiligen Enden der Züge geborgen. Dabei waren auch zwei Notfallkräne mit einer Tragkraft von 160 und 60 Tonnen im Einsatz.

Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) hat sich am Donnerstag bei den Tiroler Rettungskräften für ihren Einsatz am Dienstag bedankt. "Die Hilfe aus unserem Nachbarland Österreich kam rasch. Sie war tatkräftig und unkonventionell", sagte der Politiker. Nach Angaben seiner Behörde haben rund 100 österreichische Einsatzkräfte geholfen, unter ihnen acht Notärzte. Darüber hinaus kamen 30 Rettungswagen und fünf Hubschrauber aus Österreich.