Nach einer Schießerei in einer Frauenklinik mit drei Toten hat die Polizei im US-Staat Colorado einen Verdächtigen festgenommen. Zuvor hatte sich der mutmaßliche Schütze über Stunden in dem Gebäude in der Stadt Colorado Springs verschanzt, bevor er sich der Polizei am Freitag ergab.

Unter den Todesopfern ist ein Polizist. Neun weitere Menschen - unter ihnen fünf Polizisten - wurden nach Polizeiangaben verletzt. Die Motive und genauen Hintergründe der Tat blieben zunächst unklar. Der Bürgermeister John Suthers sprach von einer "schrecklichen Tragödie".

Der Polizei waren Medienangaben zufolge am Freitag gegen 11.30 Uhr (Ortszeit) Schüsse aus einer Einrichtung von Planned Parenthood gemeldet worden. Die Organisation bietet Frauen medizinische Betreuung an und nimmt auch Schwangerschaftsabbrüche vor. Aus diesem Grund waren deren Kliniken bereits mehrfach attackiert worden. Ob das Ziel des Mannes die Planned-Parenthood-Einrichtung war, war nach Polizeiangaben zunächst nicht sicher.

Zur Aufgabe überredet

Polizeisprecherin Catherine Buckley teilte am frühen Abend mit, Beamte hätten den Schützen zur Aufgabe überredet. Der Mann wurde am Nachmittag festgenommen. Weitere Angaben zu dem mutmaßlichen Täter wurden nicht bekannt. Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf Polizeikreise, dass es sich bei dem Festgenommenen um einen 59-Jährigen handelt.

Anschließend durchsuchten Spezialisten die Klinik Zimmer für Zimmer nach möglichen Sprengsätzen. Der Mann habe mehrere Gegenstände mit sich gebracht, und es sei nicht klar, worum es sich handle, sagte Buckley. Medienberichten zufolge wurde auch das mutmaßliche Auto des Mannes von Experten untersucht. Demnach könnte es auch einige Tage dauern, bis die Untersuchungen am Tatort abgeschlossen sind.

Die Sprecherin sagte, einige Menschen seien möglicherweise beschossen worden, als sie aus der Einrichtung über einen Parkplatz in Richtung einer Bank flohen. Der Täter sei mit einer "langen Waffe" ausgestattet gewesen. Bei einem der Getöteten handelt es sich um ein Mitglied der Campus-Polizei der Universität von Colorado, der seine Kollegen der Stadt unterstützte, wie die Hochschule bestätigte. Der 44-jährige Sicherheitsmann habe seit sechs Jahren für die Universität gearbeitet und sei Kollegen zur Hilfe geeilt, die unter Beschuss geraten seien, teilte die Kanzlerin der Universität mit. Der Polizist hinterlässt eine Ehefrau und zwei Kinder, berichtete die Zeitung "The Gazette" aus Colorado Springs auf ihrer Webseite. Über die beiden anderen Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Einkaufszentrum abgeriegelt

Die Planned-Parenthood-Einrichtung liegt nahe einem Einkaufszentrum. Zahlreiche Geschäfte wurden abgeriegelt, Personal und Kunden aufgerufen, sich möglichst in fensterlosen Räumen in Sicherheit zu bringen, wie CNN unter Berufung auf Augenzeugen berichtete. Viele von ihnen mussten in den Geschäften ausharren, bis der Schütze gefasst war. Mehrere Augenzeugen erzählten, wie sie zahlreiche Schüsse hörten und sich teilweise stundenlang versteckten.

Mit rund 400.000 Einwohnern ist Colorado Springs die zweitgrößte Stadt in Colorado. Sie liegt etwa 100 Kilometer südlich von Denver. Planned Parenthood und seine Tochtergesellschaften betreiben nach eigenen Angaben rund 700 Gesundheitszentren in den USA.