Die Explosionskatastrophe im Hafen der Großstadt Tianjin trifft nach Schätzung der Ratingagentur Fitch primär chinesische Versicherer. Fast 80 Prozent der Prämien in der Region entfielen auf sechs heimische Versicherer, etwa PICC und Ping An, so Fitch am Dienstag. Die versicherten Schäden könnten auch höher sein als die Schätzungen chinesischer Medien von bis zu 1,5 Mrd. Dollar (1,35 Mrd. Euro).

"Die hohe Versicherungs-Durchdringungsrate in dieser Region könnte die Explosionen zur teuersten Katastrophe für die chinesische Versicherungswirtschaft der letzten Jahre machen", hieß es in der Studie. Das könne die Finanzkraft von einigen regionalen Versicherern untergraben und solchen, die in der Region stark engagiert sind.

Ob und wie viel von den Belastungen die Versicherer auf große Rückversicherer abwälzen können, ist offen. In der Regel geben Sachversicherer in China laut Fitch 10 bis 15 Prozent der Risiken an die Rückversicherer weiter. Der größte chinesische Rückversicherer China Re hat gerade seinen Börsengang beantragt. Doch auch europäische Konzerne wie Swiss Re, Hannover Rück, Münchener Rück und Scor sind dort vertreten. Sie prüfen derzeit nach eigenen Angaben noch, ob und wie sie betroffen sind. "Wir gehen davon aus, dass eine Beteiligung möglich ist", sagte eine Sprecherin von Hannover Rück nur.

Die Allianz, Europas führender Versicherer, hatte am Montag erklärt, für sie sei das Unglück keine große finanzielle Belastung. Eine konkrete Schadenserhebung laufe aber noch. Im größten Hafen im Nordosten Chinas war es in der vergangenen Woche in einem Lager für giftige Stoffe zu mehreren Explosionen gekommen. Nach amtlichen Angaben kamen mindestens 114 Menschen ums Leben, Dutzende werden noch vermisst.

Am stärksten betroffen sein dürften Autoversicherer. Der Verband der Schifffahrtsversicherer, IUMI, schätzt die Schäden, die in Tianjin allein an Fahrzeugen entstanden seien, auf bis zu 300 Mio. Dollar. Dort warten Tausende Autos auf ihren Weitertransport auf See. Anders als bei Schiffscontainern, wo sich die Schäden auf viele Schadenversicherer verteilten, gebe es nur wenige, bei denen die Autos versichert seien, erklärte die IUMI.