Hunderte barbusige Frauen haben am Samstag in Kanada für das Recht demonstriert, sich oben ohne in der Öffentlichkeit zu zeigen. Die Teilnehmerinnen der Demonstration am Samstag in Waterloo in der Provinz Ontario bekundeten damit ihre Solidarität mit drei Schwestern, die oben ohne Fahrrad fuhren und dabei von der Polizei angehalten wurden.

"Brüste, nicht Bomben"

"Das sind Brüste, nicht Bomben, entspannt euch", hieß es auf einem der Schilder, die bei der Kundgebung hochgehalten wurden. Die Schwestern Tameera, Nadia und Alysha Mohamed hatten an einem heißen Julitag bei einer Fahrradtour ihre Oberteile ausgezogen, um sich abzukühlen. Ein Polizist hielt die Frauen daraufhin an. Nach Angaben der Frauen forderte der Beamte sie auf, ihre Oberkörper zu verhüllen. Er selbst sagte, er habe lediglich überprüfen wollen, ob die Fahrräder korrekt mit Klingeln und Lampen ausgestattet seien.

Die drei Schwestern zeigten den Beamten an und mobilisierten die Öffentlichkeit. Im Onlinenetzwerk Facebook riefen sie zu einem Protestmarsch auf, um für die Freiheit von Frauen zu demonstrieren, sich oben ohne zu zeigen. Sie forderten eine "Desexualisierung der weiblichen Brüste". Eine der Schwestern tritt unter dem Künstlernamen Alysha Brilla als Sängerin auf und war in diesem Jahr für den Juno, den kanadischen Grammy, nominiert.

Gesetz aus dem Jahr 1996

"Frauen haben noch immer nicht die Freiheit, oben ohne in der Öffentlichkeit zu sein, ohne Angriffe von Passanten zu fürchten - und in einigen Fällen von uninformierten Polizisten", hieß es auf der Facebook-Seite der Schwestern. Sie spielten damit auf ein Gesetz aus dem Jahr 1996 an, das Frauen in der Provinz Ontario ein Recht auf Barbusigkeit in der Öffentlichkeit zugesteht.

Der Oben-Ohne-Paragraph hinderte auch einen anderen Polizisten in der Provinz nicht daran, auf Verhüllung zu pochen: Er forderte im Juni in der Stadt Guelph sogar ein ohne Oberteil badendes achtjähriges Mädchen auf, sich etwas überzuziehen. Auch dieser Vorfall löste Empörung aus.