Nachdem ein ausgebrochener Zirkuselefant am Samstag in Baden-Württemberg einen Spaziergänger getötet hat, ist in Deutschland eine Diskussion über die in der Manege beliebten Dickhäuter im Gange. "Im Zirkus wird suggeriert, das sind ganz liebe Tiere, aber das ist nur die halbe Wahrheit", gab der Zoologe und Wildtier-Experte Tobias Dornbusch am Sonntag zu bedenken.

Nach Angaben der kritischen European Elephant Group haben Zirkuselefanten in der westlichen Welt seit 1980 mindestens 53 Menschen getötet und 145 teils schwer verletzt. "Auf jeden getöten Löwendompteur kommen zwei oder drei getötete Elefantentrainer", sagte Dornbusch. Aufgrund der recht offenen Haltung und des ständigen Kontakts zu Menschen sei der Elefant das "gefährlichste Tier in Menschenhand".

Hier brach die Elefantenkuh am Samstag aus
Hier brach die Elefantenkuh am Samstag aus © APA/Priebe

Zirkusleute sehen das generell anders. "Wenn man dem Tier Vertrauen schenkt und Respekt, gibt es gar keinen Grund, dass es unruhig wird oder verrückt spielt", stellte Max Siemoneit-Barum, Tierschutzbeauftragter beim Circus Krone, fest.

Dornbusch erklärte weiters, Elefanten könnten in einem Zirkus grundsätzlich nicht artgerecht gehalten werden: "Kopfstand, Hinterbeinstand und so weiter - das hat mit artgerechter Haltung nichts zu tun. Im Zirkus muss ein Elefant auf den Menschen hören wie ein gut dressierter Hund." Dazu würden Elefantenhaken eingesetzt, Mistgabeln und manchmal auch Elektroschocker. Eigentlich sei ein Elefant verhaltensgestört, wenn er sich das gefallen lasse.