"Es tut sich eine riesige Kluft auf zwischen dem, was benötigt wird und dem, was zur Verfügung steht", sagte Isaczai. Er forderte, trotz der Isolation des Regimes in Pjöngjang den Menschen in Nordkorea beizustehen. "Lasst uns Hilfe nicht politisieren", sagte er.

Eigentlich habe in Nordkorea die Reispflanz-Saison begonnen, sagte Isaczai. Üblicherweise würden dabei die Felder ein oder zwei Wochen vorher geflutet. "Aber dieses Jahr - ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen - pflanzen sie tatsächlich bei Trockenheit den Reis."

Offenbar wichen einige Bauern auf Mais und Weizen aus, weil diese Pflanzen weniger Wasser benötigen. Zum Teil seien sie auch aus Verzweiflung dazu übergegangen, die Jungpflanzen mit Wasser aus Eimern zu bewässern. Besonders deutlich werde der Mangel an landwirtschaftlicher Infrastruktur wie Bewässerungsanlagen an der Nordgrenze, wo die ausgedörrte Erde in Nordkorea an Chinas grüne Felder stoße.

Zwar helfen die Vereinten Nationen in Nordkorea Schulen und Krankenhäuser mit Nahrungsmittelergänzungen. Sie haben jedoch nicht die Mittel, um Reis für alle knapp 25 Millionen Nordkoreaner bereitzustellen. Die Lebensmittelversorgung von 70 Prozent der Bevölkerung wird ohnehin als nicht gesichert eingestuft. "Wie wollen sie diese Lücke schließen?" fragte Isaczai. "Ich glaube, sie haben sich an einige Staaten gewandt - an Indien, China, Russland." Die Austrocknung ganzer Flüsse durch die Dürre verschlimmere zudem die Stromengpässe im Land, weil in den Talsperren kaum Wasser sei. "Die Regierung hat mir gegenüber bestätigt, dass die Stromerzeugung bei 50 Prozent der Kapazität liegt."

Bei einer Hungersnot in den 90er-Jahren waren bis zu einer Million Nordkoreaner ums Leben gekommen. Vermutlich werde die Lage nicht so schlimm werden wie damals, sagte Isaczai.