Kroatische Grenzen sind offenbar ein Nährboden für Fantasiestaaten. Nicht einmal ein Monat nach der Gründung des selbst ernannten Staats "Liberland" an der kroatisch-serbischen Grenze, keimte an der Grenze zwischen Kroatien und Slowenien ein weiterer Mikrostaat auf. Eine Gruppe von polnischen Touristen proklamierte dort das 100 Quadratmeter große "Königreich Enklave".

Auf "Niemandsland"

Das Königreich, das die Größe eines kleineren Hauses hat, bezeichnet sich auf seiner Internetseite als "Europas kleinster Staat". Ende April wurde es laut seinen Gründern auf "Niemandsland" zwischen den Orten Brezovica pri Metliki (Slowenien) und Brezovica Zumberacka (Kroatien), etwa 50 Kilometer westlich von der kroatischen Hauptstadt Zagreb, ins Leben gerufen.

Der Pole Kamil Wrona, der sich selbst zum "König Enklav I." erklärte, führte bereits virtuelle Parlamentswahlen durch und bestellte einige Minister. Die Mikronation hat fünf Amtssprachen (Englisch, Polnisch, Slowenisch, Kroatisch und Chinesisch) und nützt die Internetwährung "Dogcoin" als offizielles Zahlungsmittel. Laut seiner Internetseite hat das Königreich, dessen Motto "Weltbürger" lautet, bisher 134 Staatsbürgerschaften erteilt.

Gar nicht lustig

Der unmittelbare Nachbar des selbst ernannten Königreichs findet die Sache jedoch gar nicht lustig. Marko Stipanovic, der eigentliche Besitzer des 100 Quadratmeter großes Grundstückes, hat langsam genug von den Besuchern, wie er der slowenischen Tageszeitung "Delo" (Freitagsausgabe) sagte. Auch hört er es nicht gerne wenn ihn andere Dorfbewohnern als "Adeligen" ansprechen.

Das slowenische Außenministerium teilte am gestrigen Donnerstag mit, dass das Land, auf dem das Königreich proklamiert wurde, kein Niemandsland sei sondern slowenisches Gebiet sei. Ljubljana erinnerte daran, dass derzeit ein internationales Schiedsgericht über den Grenzverlauf zwischen Slowenien und Kroatien entscheide. Zudem sei dem Außenamt "die zunehmende Tendenz der Entstehung von selbst ernannten Mikronationen" bewusst, habe aber keinen Einfluss auf solche "virtuelle und schlagzeilenträchtige Ideen", hieß es. Aus Kroatien gab es bisher keine offizielle Stellungnahme dazu.