Indonesien hat trotz weltweiter Proteste acht zum Tode verurteilte Drogenschmuggler hingerichtet. "Die Exekutionen sind vollzogen", berichtete die Zeitung "Jakarta Post" unter Berufung auf einen Sprecher der Staatsanwaltschaft am Mittwoch (Ortszeit). Die Hinrichtung einer Philippinerin wurde in letzter Minute gestoppt, hieß es in übereinstimmenden Medienberichten.

Die 30 Jahre alte Mutter zweier Kinder sei ohne ihr Wissen als Drogenkurierin ausgenutzt worden, hatten die Philippiner argumentiert. Eine Frau, die ihr einen Job in Indonesien vermittelt hatte, hatte sich auf den Philippinen Stunden zuvor der Polizei gestellt.

Bei den Hingerichteten handelt es sich um einen Indonesier, einen Brasilianer, zwei Australier und vier Nigerianer. Die Todesstrafe wird in Indonesien von einem Erschießungskommando auf der Insel Nusa Kambangan vollstreckt.

Bis auf den Franzosen Serge Atlaoui traf am Samstag alle verurteilten Ausländer die Nachricht von ihrer bevorstehenden Hinrichtung. Atlaoui wurde unter Verweis auf ein laufendes Berufungsverfahren von der Liste genommen. Frankreichs Präsident Francois Hollande hatte Jakarta kurz zuvor mit "Konsequenzen" gedroht, sollte das Todesurteil vollstreckt werden.

Gnadengesuche ignoriert

Die Regierungen der Verurteilten und inzwischen Hingerichteten hatten in den vergangenen Wochen vergeblich Gnadengesuche gestellt. Vor allem die Australier protestierten seit Wochen vehement und öffentlich gegen die Vollstreckung des Urteils. Außenministerin Julie Bishop hatte mit Konsequenzen gedroht, sollte das Urteil vollstreckt werden.

Durch die öffentliche Kampagne der Regierung wurden ihre Landsleute Myuran Sukumaran (34) und Andrew Chan (31) zu bekannten Persönlichkeiten. Die beiden hätten ihre Tat tief bereut und seien neue Menschen geworden, argumentierte etwa Regierungschef Tony Abbott. In ganz Australien gab es Mahnwachen.

Überall auf der Welt und in Indonesien selbst kam es zu Protesten
Überall auf der Welt und in Indonesien selbst kam es zu Protesten © APA/EPA/FRANCIS R. MALASIG

Die Angehörigen der beiden Australier nahmen am Dienstag bei einem letzten Besuch von den Männer Abschied. Sukumarans Mutter Raji flehte unter Tränen Präsident Joko Widodo an, ihren Sohn zu verschonen. "Sagen Sie die Hinrichtung ab. Bitte nehmen Sie mir nicht meinen Sohn."

Heirat als letzter Wunsch

Sukumaran wurde im Gefängnis Maler, seine Werke werden überall in Australien ausgestellt. Chan wurde Prediger und heiratete am Montag seine einstige Gefangenenbetreuerin. Die beiden galten als Anführer der "Bali Neun"-Gang - neun Australier, die im April 2005 versucht hatten, 8,3 Kilogramm Heroin von der Ferieninsel Bali nach Australien zu schmuggeln. Sie wurden 2006 zum Tode verurteilt.

Indonesien, das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt, hatte sich gegen jede Einmischung in Justizangelegenheiten verwahrt. Trotz der internationalen Proteste hatte Indonesiens Präsident an den Hinrichtungen festgehalten, die seiner Darstellung nach notwendig sind, um einen nationalen Notstand wegen des steigenden Drogenkonsums zu bekämpfen. So verhallte auch ein Appell von UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon, die Exekutionen auszusetzen, ungehört.

Strenges Gesetz

Indonesien zählt zu den Ländern mit den strengsten Drogengesetzen weltweit. Erst im Jänner waren unter internationalem Protest sechs Menschen wegen Drogendelikten hingerichtet worden, darunter fünf Ausländer.

Umfragen gibt es nicht, aber in der größten Volkswirtschaft Südostasiens mit 250 Millionen Einwohnern gilt die Todesstrafe als nicht umstritten. Nach Angaben der Behörde für Rauschgiftbekämpfung (BNN) sind noch rund vier Dutzend Menschen in Indonesien wegen Drogenschmuggels zum Tode verurteilt, mehr als die Hälfte davon Ausländer.