In Indien starben bei dem gewaltigen Beben 62, in China mindestens 20 Menschen. Unterdessen erschütterten weitere Nachbeben die Erde im Katastrophengebiet. Zahlreiche Staaten und Organisationen entsandten Helfer. Der einzige internationale Flughafen Nepals war zwar am Montag geöffnet, doch konnten viele Flugzeuge nicht landen und zogen stundenlang Kreise.

Den Überlebenden machten in der Nacht starke Regenfälle zu schaffen. Hunderttausende abgekämpfte Menschen verbrachten die Nacht - auch aus Angst vor Nachbeben - in provisorischen Zeltstädten. Nepals Regierung spricht von mehr als 6.500 Verletzten. Krankenhäuser sind heillos überfüllt. Viele Verletzte müssen auf der Straße versorgt werden. Die Regierung rief die Bürger am Montag zu Blutspenden auf. Überlebende berichten, viele Straßen seien wegen Erdrutschen oder aufgerissenem Asphalt nicht passierbar.

Das Tourismusministerium versicherte, ein Fokus der Hilfskräfte sei es auch, die festsitzenden Urlauber in Sicherheit zu bringen. Allein aus dem Basislager am Mount Everest seien 82 Menschen ausgeflogen worden, sagte Suresh Man Shrestha vom Ministerium. Dort waren mindestens 18 Bergsteiger und Helfer in einer Lawine gestorben. Dutzende sitzen noch am höchsten Berg der Welt fest.

Drei Helikopter flogen ununterbrochen hinauf, twitterte der Bergsteiger Alex Gavan am Montag aus dem Basislager. Wegen der dünnen Luft in der Höhe könnten sie allerdings immer nur zwei Passagiere mitnehmen. Er schätzte, dass zuletzt mehr als 100 Bergsteiger festsaßen, weil die Aufstiegsroute zerstört war. Das Wetter am höchsten Berg der Welt sei gut.

Die Europäische Kommission versprach Nepal drei Millionen Euro Soforthilfe. Das Geld solle zusätzlich zu den Hilfen der einzelnen Mitgliedstaaten und zur Entsendung von Zivilschutzexperten in die Erdbebenregion fließen, erklärte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe, Christos Stylianides. Am dringendsten würden medizinische Helferteams und Nothilfe-Lieferungen benötigt. Die Asiatische Entwicklungsbank sicherte 200 Millionen Dollar (rund 183 Millionen Euro) an Unterstützung zu. Für Zelte, Medikamente und Trinkwasser sollen kurzfristig drei Millionen Dollar Soforthilfe bereitgestellt werden.

In Kathmandu habe in der Nacht eine solidarische Atmosphäre geherrscht, berichtet der deutsche Reisefotograf Jordane Schönfelder. Viele Menschen seien auf Nachbarschaftshilfe angewiesen. Es gebe keine Informationszentren und nur wenige Soldaten und Polizisten. "Selbst nach den Verschütteten graben die meisten Leute selber."

Das Erdbeben der Stärke 7,8 war die stärkste Erschütterung des Bodens in Nepal seit mehr als 80 Jahren. Das Epizentrum lag etwa 80 Kilometer nordwestlich von Kathmandu. Große Teile der Infrastruktur Nepals, viele alte Häuser sowie Weltkulturerbe- und Pilgerstätten wurden zerstört. Schulen und Universitäten bleiben für eine Woche geschlossen. "Wir versuchen Telefonleitungen zu reparieren und Strom wiederherzustellen", sagte Nepals Kommunikationsminister Minendra Rizal. Nach Regierungsangaben sollten auch am Montag massenhaft Leichen verbrannt werden, um Seuchen zu verhindern.

Dem Beben am Samstag folgten viele Nachbeben. Das ganze Ausmaß der Zerstörung war noch nicht abzusehen, weil viele abgelegene Dörfer zunächst nicht erreicht wurden. Auch Kathmandu war nicht mehr über den Landweg erreichbar, nachdem ein Nachbeben der Stärke 6,7 die Ost-West-Landstraße bei Mugling und Narayanghat blockierte.

Viele Organisationen riefen zu Spenden für die Erdbebenopfer auf und entsandten ebenfalls Helfer und Material. Die Liste der Länder, die in den ersten 24 Stunden ihre Unterstützung ankündigten, reicht von Sri Lanka über Japan und Russland bis Belgien, Frankreich und Luxemburg. Nepal rief den Notstand in den betroffenen Gebieten aus, in denen 6,6 Millionen Menschen leben. Gesteuert wird die Hilfe für Nepal vom UN-Büro zur Nothilfe-Koordinierung (OCHA).

Im Internet riefen Prominente zur Unterstützung auf: "Mein Herz bricht mit der steigenden Zahl der Todesopfer", schrieb Sängerin Katy Perry (30) am Montag bei Twitter. "Bitte helft Unicef dabei, betroffene Kinder und Familien zu unterstützen." Schauspielerin Alyssa Milano (42) schrieb: "Mein Herz ist in Nepal." Auch der Tennisspieler Rafael Nadal (28), die Sängerin Shakira (38) und Kim Kardashian (34) äußerten ihr Mitgefühl.

Facebook und Google helfen unterdessen mit zusätzlichen Funktionen bei der Suche nach Freunden im Erdbebengebiet im Himalaya. Das soziale Netzwerk Facebook startete einen "Safety Check": Damit können Nutzer ihren Status auf "sicher" stellen, um ihre Freunde wissen zu lassen, dass es ihnen gut geht.

Googles "Personenfinder" lässt auch zu, dass Nutzer Informationen über Dritte angeben - etwa wenn sie mit jemandem im betroffenen Gebiet telefoniert haben. Die Informationen in Googles Funktion können von allen öffentlich eingesehen werden.