Die italienische Marine und Küstenwache ist wegen der massiven Flüchtlingswelle und den jüngsten Tragödien im Mittelmeer unter Druck. "Wir sind erschöpft, wir sind mit einem wahren Ansturm konfrontiert und am Ende unserer Kräfte", klagte der Kommandant der italienischen Hafenbehörden, Admiral Felicio Angrisano am Dienstag.

Biblischer Exodus

Täglich seien 2.000 Personen auf See und am Festland im Einsatz, um die Flüchtlinge zu versorgen. Marine, Küstenwache und Hafenbehörden seien seit Wochen arg unter Druck. "Wir sind mit einem biblischen Exodus konfrontiert. Wir leisten im Rahmen des EU-Einsatzes 'Triton', was möglich ist, doch jetzt ist die Zeit für eine Mobilisierung der EU gekommen", meinte Angrisano im Gespräch mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica".

Die Todesopfer der neuen Flüchtlingskatastrophe bezeichnete der Admiral als "Mordopfer". Wichtig sei es, entschlossen gegen die Schlepperbanden vorzugehen. "Bei den Ermittlungen gegen die Schlepperbanden sind große Fortschritte gemacht worden. Immer mehr Flüchtlinge sind zur Zusammenarbeit mit den Justizbehörden bereit", meinte Angrisano.

Arme reisen mit mehr Risiko

Der Admiral berichtete, dass syrische Flüchtlinge für die Reise nach Europa mehr zahlen können. "Für sie werden daher sicherere Reisen organisiert. Eingesetzt werden oft 80 Meter lange Tanker, die stabiler sind. Für die ärmeren Flüchtlinge aus Somalia und Eritrea sind die Reisen risikoreicher", so der Admiral.

Das italienische Rettungsprogramm für Flüchtlinge "Mare Nostrum" war vergangenes Jahr ausgelaufen. Es wurde durch die EU-Grenzschutzmission "Triton" abgelöst. Menschenrechtler und Hilfsorganisationen sehen darin aber mehr eine Abschreckungsmaßnahme als ein Rettungsprogramm für Menschen in Not. Rom pocht auf mehr Hilfe aus Europa, um die Flüchtlingskrise in den Griff zu bekommen.