Die Veranstalter erwarten tausende Teilnehmer. Doch das jährliche Ereignis findet in einem Land statt, das noch immer mit großen Vorurteilen gegen Schwule und Lesben zu kämpfen hat.

Einer von vier Letten zeigt sich laut einer Umfrage gegen Homosexuelle eingestellt. Nur vier Prozent unterstützen das Abhalten der EuroPride-Parade in Riga, ergab eine Umfrage des Instituts SKDS. Stimmungsmache gegen Homosexuelle gibt es sowohl von den Kirchen, eine Rolle spielt aber auch das Nachbarland Russland. Dort geht die Regierung seit Jahren mit zunehmender Schärfe gegen Aktivisten für Schwulen- und Lesbenrechte vor - das schlägt sich auch in Lettland nieder, wo viele Einwohner russisch sprechen und russische Medien verfolgen. Rechte Politiker in Lettland hetzen immer wieder gegen Schwule.

EuroPride-Festival

Die Organisatoren der EuroPride möchten die Parade nützen, um Vorurteile abzubauen. Die EuroPride-Parade am 20. Juni wird von einem Festival mit Vorträgen, Ausstellungen und einem Filmfestival in derselben Woche begleitet. "Warum sollen wir nicht Geschichte schreiben, und das in Riga abhalten, sogar wenn einige Teile der lettischen Gesellschaft dafür nicht bereit sind", sagte Kaspars Zalitis, der Co-Organisator.

Bereitschaft dafür gebe es auch in anderen Ex-Sowjet-Staaten wie der Ukraine, Kasachstan oder Kirgistan, sagte Zalitis. "Darum geht es uns - zu zeigen, dass, sogar wenn Lettland nicht der beste Platz für Rechte von LGBT (Lesben, Schwulen, Bi- und Transsexuellen) ist, wir im Vergleich zu diesen Ländern im Paradies leben", so der Organisator. Nachsatz: "Fortschritt ist möglich."

Rechte Gegendemonstranten

Paraden für Homosexuellen-Rechte gab es bereits in den vergangenen Jahren in Riga, diese waren jedoch meistens klein und wurden von rechten Gegendemonstranten behindert. Die Unterstützer der EuroPride hoffen nun, das Blatt zu wenden und tausende Menschen auf die Straße zu bringen. "Es werden viele Leute aus dem Ausland kommen und ich glaube, die größte Herausforderung ist es im Moment, auch die einheimische Gesellschaft zum Mitmachen zu bewegen", sagte Annija Sprivule, eine Aktivistin.

Erfolge gab es zuletzt in anderen Ländern Mittel- und Osteuropas. 2010 brachte die erste EuroPride jenseits des einstigen Eisernen Vorhangs in Warschau mehr als 8.000 Menschen auf die Straße - seither gibt es immer wieder große Aufmärsche für die Rechte von Schwulen und Lesben. Slowenien führte indes Anfang des Jahres als erstes ex-kommunistisches Land die Homo-Ehe ein.

Außenminister outete sich

Zarte Signale für einen offeneren Umgang mit Homosexualität gibt es auch aus der lettischen Politik. Außenminister Edgars Rinkevics outete sich Ende vergangenen Jahres auf Twitter und kündigte an, sich für die Einrichtung einer Homosexuellen-Partnerschaft einzusetzen. Staatspräsident Hendrik Ilves zollte dem Schritt von Rinkevics Respekt und lobte ihn als "sehr mutigen Mann und einen sehr guten Außenminister".